Station: [5] Modell der Palast-Villa


M: Ruinen und ein paar spärliche Objekte – mehr ist von der einst so imposanten römischen Villa nicht geblieben. Die größte Palast-Villa nördlich der Alpen scheint ihre Geheimnisse nur ungern preis zu geben. 

F: Mithilfe des Modells lassen sich aber immerhin die Ausmaße dieser gewaltigen Anlage erahnen. Das Gebäude war beinahe quadratisch. Es maß 81 auf 71 Meter und hatte damit eine Nutzfläche von rund 5.700 Quadratmetern.

M: Erbaut wurde die Villa Mitte des 2. Jahrhunderts nach Christus. In der Form, wie sie im Modell dargestellt ist, blieb die Villa bis ins zweite Drittel des 3. Jahrhunderts erhalten. Nach Zerstörungen erfolgte ein deutlicher Umbau zu einer befestigten Anlage, einer sogenannten burgos. Davon kommt unser heutiges Wort „Burg“.

F: Die Umbauarbeiten erfolgten Anfang des 4. Jahrhunderts, zur Regierungszeit Kaiser Konstantins. Später wurde die Villa zugunsten des in Cruciniacum errichteten spätrömischen Kastells aufgegeben. Das befand sich nahe der Pfingstwiese, wo heute der Jahrmarkt stattfindet.

M: Das Modell verrät uns noch mehr: Es zeigt, dass die Erbauer architektonische Könner waren. Denn die Villa passt sich perfekt ins Gelände ein. 

F: Sie wurde elegant in den Hang hineingebaut. An der Vorderseite, der sogenannten Schauseite, bestand das Gebäude daher aus drei Etagen. Auf der Rückseite, oben am Hang, war es nur noch ein Stockwerk. 

M: Das Gebäude hatte einen großen, mit Säulen umgebenen Innenhof, um den sich die vier Gebäudeflügel anordneten. Die Außenwände waren weiß getüncht, das Dach mit roten Ziegeln aus Ton gedeckt. Allein im Erdgeschoss gab es 50 Zimmer.

M: Vor Beginn der Bauarbeiten hatte man das Gelände terrassiert und so für eine ausreichende Drainage, also Entwässerung, gesorgt. So verhinderte man, dass das hangabwärts fließende Regenwasser die Mauern unterspülte. Die Villa hatte eine reine Wohnfläche von etwa 3.800 Quadratmeter. 

F: Zugegeben, das ist ein bisschen mehr als „drei Zimmer, Küche, Bad.“ Die Palast-Villa verfügte über prachtvolle Privatgemächer, die unter anderem mit einer Fußbodenheizung ausgestattet waren. So war auch der Raum mit dem Gladiatorenmosaiks beheizt. Auch Toiletten mit Wasserspülung gehörten zum Luxus der Villa. In einem Privatheiligtum huldigten die Besitzer unter anderem den persönlichen Schutzgeistern. Und natürlich durfte auch eine große Küche nicht fehlen sowie ein Vorratsraum.

M: Dieser stand etwas abseits neben der Villa und besaß eine Wasserkühlung. Dort wurden unter anderem die Überreste von Vorrats-Amphoren gefunden. Ältere Beschreibungen deuten zudem auf ein Badehaus sowie einen Friedhof der ehemaligen Villenbesitzer hin. Die Villa verfügte damals schon über einen Luxus, den wir bis heute kennen – aber damals nur einer sehr kleinen Elite vorbehalten war. 

 

Foto: © Römerhalle Bad Kreuznach