Station: [12] Das Oceanusmosaik und seine Besonderheiten


M: Das bildgewaltige Oceanusmosaik weist mehrere Besonderheiten auf. So befindet sich zum Beispiel in der nördlichen Ecke eine Inschrift. In großen schwarzen Lettern steht dort geschrieben: MAXIMO ET V  … Der Rest der Inschrift ging im Laufe der Zeit verloren.

F: MAXIMO ET V …  Was sich da so kryptisch anhört, ist eine Konsular-Inschrift. Eine raffinierte, aber mitunter doch ziemlich knifflige Form der Jahresangabe. Ergänzt man die Inschrift, ergibt sich:

M: MAXIMO ET URBANO CONSULIBUS.

F: Übersetzt heißt das: Zur Zeit des Konsulats von Maximus und Urbanus. Kenner römischer Geschichte wissen natürlich sofort: Damit ist das Jahr 234 nach Christus gemeint. Jedes Jahr wurden in Rom jeweils zwei neue Konsuln gewählt. Deren Namen standen in Rom auf einer Säule aus Erz. Uns verrät die Angabe das „Baujahr“ des Mosaiks. Dabei weist das Oceanusmosaik Unterschiede in Material, Technik und Verschleiß auf. Der Bereich zur Apsis hin scheint später überarbeitet worden zu sein. Vermutlich ab dem Jahr 240 nach Christus. In jener Zeit entstand auch das Gladiatorenmosaik.

M: Noch eine Besonderheit gibt es – und wieder handelt es sich um eine Inschrift: VICTURINUS TESS FEC. Übersetzt und ergänzt bedeutet das: „Victorinus, der Mosaizist, hat es gemacht“. Direkt unterhalb dieser Inschrift ist ein Mann dargestellt – mit Halbglatze. Wie ungewöhnlich! Die restlichen Figuren im Mosaik tragen allesamt, klassischerweise, Locken. Womöglich hat sich der Künstler hier selbst porträtiert.

F: Dass ein Künstler sein Werk signiert und sich dann auch noch selbst darin verewigt, ist extrem selten. Vermutlich zeigt sich darin die hohe Wertschätzung, die dem Künstler entgegengebracht wurde. Und sicherlich wollte der Auftraggeber auch seine Gäste beindrucken.

M: Angefertigt wurde das Mosaik wohl von Handwerker aus Augusta Treverorum. Kennen Sie den heutigen Namen dieser römischen Stadt? Klar, dahinter verbirgt sich die Stadt Trier. Die Handwerker gingen bei ihrer Arbeit folgendermaßen vor: Zuerst ritzten sie in den noch feuchten Mörtel die Bildmotive. Anschließend wurden die kleinen, von Hand gefertigten Mosaikwürfel verlegt, direkt mit der Schauseite nach oben. Diese Methode nennt man Positiv-Verfahren.

F: Die Mosaiksteine bestehen zum Großteil aus Gestein aus der weiteren Region um Cruciniacum, dem antiken Bad Kreuznach, sowie aus Keramik. Teilweise wurden auch teure Materialien eingesetzt, zum Beispiel buntes Glas und importierter Marmor. 

 

Foto: © Römerhalle Bad Kreuznach