Station: [20] Trauerhalle Mannheimer Hauptfriedhof
In tiefem Blau strahlen die beiden in Beton gefassten Glaselemente in der rechten hinteren Raumecke. Blau ist die Farbe des Himmels, der Transzendenz und des Göttlichen. Théo Kerg wählte dieses blaue Glas des französischen Herstellers Baccarat um die Trauerhalle auf dem Mannheimer Hauptfriedhof Mitte der 1960er Jahre zu gestalten.
Für den kubischen Bau der Trauerhalle entwarf Kerg wabenförmige helle Betonwände, die in einzelnen Betonsegmenten unterschiedlicher Größe, das massive gesägte und geschlagene blaue Glas fassen. Mit dieser Komposition aus Beton und Licht gestaltet Kerg einen sakralen Raum, der den Trauernden halt gibt. Das Licht entmaterialisiert die Mauern und schafft eine durchgeistigte Atmosphäre. Das Gebäude wird zu einer Komposition aus Farbe und Formen, wie ein Musizieren in Beton und Glas.
Die Gestaltung von mehr als 400 Quadratmeter Wandfläche beschreibt Kerg in folgenden Worten:
Positive mit Glasplatten gestaltete Elemente wechseln mit negativen d.h. mit Betonblättern gefüllten Waben. So entsteht ein Dialog zwischen kompaktem Mauerwerk und durchbrochenen Lichtelementen.
Hinzu kommt das farbige Glas, als ganze Scheibe oder teilweise am Rande geschlagen. Um größere Brillanz und Lichteinwirkung zu erzielen, wird je nach Himmelsrichtung und Wabenstellung dieses Glas gesetzt, zusammengeklebt, manchmal schwarzfugig, um die Strömung der Zeichnung und die Richtung der Glasgestaltung und auch der ganzen Mauer zu betonen. Strukturen, Linsen, Blasen, Kanten, Knoten, Krater, Relieflinien, Doppelungen, Farbnuancen, Farbflächen, Tonabstufungen schaffe ich durch dieses Sägen, Schlagen und Zusammensetzen der Glasplatten. Jede Wabengestaltung ist ein Gemälde für sich, ein taktilistisches Gemälde, doch ordnet es sich dem ganzen unter.
Die Trauerhalle auf dem Mannheimer Hauptfriedhof ist von innen nur nach persönlicher Terminabsprache zu besichtigen. Über weitere Architekturprojekte von Théo Kerg in benachbarten Regionen, informieren wir sie gerne am Eingang. Wir bedanken uns für ihren Besuch und sagen auf Wiedersehen.
Foto: © Doro Burkadt