Station: [14] Das gehängte Gedicht
Ein düsteres Szenario erstreckt sich hier in den Raum. Wie stumme Wächter mit eingeschnittenen Botschaften bilden sechs Holzstelen einen Kreis um einen verschnürten gehängten roten Körper.
Welches Unrecht klagt Kerg hier an? Wer ist das Opfer und wer ist der Täter? Der Titel verrät mehr: Das gehängte Gedicht heißt das Environment.
Das Gedicht ist ein herzförmiger Körper. In sich verschränkte Buchstaben bilden seinen Leib. Die Poesie ist der Geist des Menschen, seine Freiheit zu denken und zu handeln. Wer bedroht diese Freiheit?
Seit den 60er Jahren tritt in Kergs Werk seine politische Positionierung neben der künstlerischen ästhetischen Haltung verstärkt in den Vordergrund. Fragen zur menschlichen Existenz rücken in den Mittelpunkt seines Schaffens. Das Aufbegehren des Intellektes, als politischer Protest auf der Straße oder in der anklagenden Kunst und Literatur stehen der allgegenwärtigen Bedrohung des atomaren Zeitalters gegenüber.
Ein existenzieller Kampf zwischen Angst und Aufbegehren breitet sich aus. Kerg benennt diese Themen mit den Seinsformen: Leben, Überleben, Wiederaufleben oder Existieren. Den Konflikt des menschlichen Seins überträgt er durch den Gegensatz der Konstruktion und Dekonstruktion in seinen Arbeiten. Ein gutes Beispiel für die Dekonstruktion geben die Bilder hinter dem gehängten Gedicht an der Wand.
Foto: © Doro Burkadt