Station: [17] Die Schatzkammer


Ein Antiphonar. 

Und zwar eines von der ganz besonders prachtvollen Sorte. Mit Noten – oder besser gesagt: „Neumen“ – mit dem Gesangstext und einer kunstvollen Miniatur – einem kleinen Bild, das die Geburt der Muttergottes zeigt, also die Geburt von Maria durch ihre Mutter, die ehrwürdige Anna.

Antiphone, musst du wissen, sind sehr wichtige Gesänge im Gottesdienst. Es sind die Kehrverse, mit denen die Psalmgebete eingerahmt werden. Und meine Brüder und Mit-Mönche und ich singen sie mehrmals täglich, zum Lob des Herrn.

Da versteht es sich von selbst, dass sie in so einem prächtigen Buch notiert sind – mehr als 20 kg schwer und von vorne bis hinten allerfeinste Handarbeit. Für unseren Herrn – nur das Beste!

Allerdings… hier unten… die Ecke der linken Seite… siehst du das?... die fehlt! Da war die Pergamenthaut zu Ende. Und an einer Stelle geflickt ist sie auch. Na ja, der Schreiber hat die Seite dennoch genommen, ein paar kleine Schönheitsfehler hin oder her. Schließlich ist nichts und niemand – außer unserem Schöpfer und Herren – perfekt. Also muss man mit diesen kleinen Unvollkommenheiten leben. 

Es ist trotzdem ein wunderschönes Buch, unser Antiphonar.

Alle Abbildungen: © Bibelgalerie Meersburg