Station: [16] Bibelherstellung im Mittelalter: Wie wird Pergament gemacht?
Eile mit Weile, hatten wir ja gesagt. Und das gilt auch für all die aufwändigen Vorbereitungsschritte, die notwendig sind, um überhaupt erst einmal anzufangen zu schreiben.
Da wäre zunächst die Herstellung des Schreibuntergrundes: des Pergaments – das Papier des Mittelalters.
Pergament ist Tierhaut, die zunächst sorgfältig präpariert und getrocknet werden muss. Die Haut muss in Kalkwasser eingelegt werden – mehrere Wochen lang – damit sie später nicht verdirbt. Dann müssen alle Reste von Fleisch und Haaren von der Haut entfernt werden, so dass sie schön glatt wird. Danach wird die Haut in einen Rahmen gespannt, um zu trocknen – so wie du es hier sehr anschaulich an der schwarzen Wand siehst. Und schließlich, wenn sie dann trocken ist, wird sie nochmals mit einem scharfen Schabeisen gereinigt und mit einem Bimsstein geglättet.
Da können schonmal einige Monate ins Land gehen, bis so eine Pergamenthaut fertig zum Einsatz ist.
Und um die Haut beschreiben zu können, braucht man auch Tinten, die ebenfalls in mühsamer Handarbeit hergestellt werden – aus Mineralien, Metallen, aus den Organen oder Ausscheidungen von Tieren… und nicht zu vergessen aus Bindemitteln wie Eiweiß oder Baumharze. Denn die ganze schöne Tinte soll ja nicht auf der Pergamenthaut verlaufen! Das wäre eine Katastrophe, denn sowohl das Pergament als auch die Tinten sind ungeheuer teuer.
Daher können sich auch nur ganz besonders reiche Menschen eine handgeschriebene Bibel leisten. Die haben dann allerdings ein kleines Kunstwerk ganz für sich.
Und wenn du solch ein Kunstwerk mal von Angesicht zu Angesicht sehen willst – der kleine Raum rechts neben meinem Bild – der wird „die Schatzkammer“ genannt. Vollkommen zu recht, wenn du mich fragst.
Alle Abbildungen: © Bibelgalerie Meersburg