Station: [12] Das Nomadenzelt
Guten Abend!... Du bist ungefähr so alt wie ich, kann das sein?
Aber du scheinst dich hier nicht so richtig auszukennen.
Wir eigentlich auch nicht, denn wir sind ja gerade heute erst angekommen. Unsere Schafe und Ziegen brauchen ja immer wieder frische Weideflächen. Und hier, in der kargen Steppenlandschaft, da muss man manchmal schon ziemlich weit ziehen, um wieder saftige Kräuter und Sträucher für unser Vieh zu finden. Und natürlich Wasser für uns alle – Menschen und Tiere. Deswegen wandern wir von Wasserstelle zu Wasserstelle. So haben es die Menschen hier seit Jahrtausenden gemacht.
Ich heiße übrigens Rachel, ich finde, ein schöner Name. Und er hat auch eine Bedeutung: Er bedeutet „Mutterschaf“. Ja, da lachst du! Aber daran kannst du auch erkennen, wie wichtig unsere Tiere für uns Nomaden sind. Wir ziehen dahin, wo es ihnen am besten geht und wir behandeln sie gut. Dafür geben sie uns Milch und Fleisch und auch ihre Wolle, also ihre Haare. Aus diesen Haaren weben wir Kissen und Teppiche und auch die Stoffbahnen, aus denen unser Zelt besteht. Magst du mal mit reinkommen, ins Zelt?
Auf der einen Seite, da leben die Frauen mit den Kindern. Und auf der anderen Seite die Männer. Aber jetzt schau mal nach oben: Siehst du, dass die Stoffbahnen ziemlich locker gewebt sind? Das ist gut so, denn so kommt frische Luft herein. Hier in der Steppe ist es heiß, da braucht man Schatten… und ein leichter Luftzug ist natürlich immer willkommen. Aber wenn es regnet, dann quillen die Ziegenhaare auf, so dass die Stoffbahn wasserundurchlässig wird und es nicht hereinregnet. Ganz schön praktisch!
Heute Abend, wie immer am ersten Abend an einem neuen Ort, feiern wir ein kleines Fest. Die Frauen mahlen Getreide und backen Brot. Außerdem haben wir Öl und Trockenfrüchte mitgebracht. Und dann sitzen wir den ganzen Abend gemütlich am Feuer, essen und trinken und singen und ganz in der Nähe meckern unsere Schafe und Ziegen. Und es riecht nach Holzfeuer, Nacht und warmen Steinen. Und dann… dann schauen wir in die Sterne und erzählen uns Geschichten und singen Lieder. Hach! Herrlich ist das! Vielleicht magst du ja auch kommen… heute Abend?
Alle Abbildungen: © Bibelgalerie Meersburg