Station: [7] Jugend in der DDR – Anders sein


M: Im sozialistischen Lebenslauf war eines nicht vorgesehen: Individualität. An oberster Stelle stand das Kollektiv, der einzelne hatte sich der Gemeinschaft unterzuordnen. Wer als Jugendlicher in der DDR anders war, bekam schnell Probleme.

F: Anders war, wer bestimmte Kleidung trug. Solche, die zu sehr nach Westen aussah. Anders war man auch durch seinen Musikgeschmack. Wer die Haare lang trug oder gar eine Punk-Frisur, musste mit Repressalien rechnen. Als Zwangsmaßnahmen zur Umerziehung gab es die Jugendwerkhöfe. Besonders berüchtigt war der geschlossene Jugendwerkhof Torgau in Sachsen.

M: Anders war man auch durch seinen Glauben. Wer christliche Werte vertrat, geriet in den Verdacht der Staatssicherheit. Man galt als reaktionär und staatsfeindlich. Daher versuchte der Staat, die Kirchen aus der Gesellschaft zu verdrängen.

F: Auch Brigitte Knabe, die Frau des Museumsgründers, eckte im wahrsten Sinne des Wortes an. In der Vitrine sehen Sie unter anderem ihre Konfirmationsurkunde und das Kugelkreuz. Es ist das Symbol der Jungen Gemeinde, eine Form der evangelischen Gemeindearbeit. Ihre Mitglieder wurden besonders in der Anfangszeit der DDR verfolgt.  

M: Anfang 1953 erließ die SED-Führung einen Plan, „für die Entlarvung der Jungen Gemeinden als Tarnorganisation für Kriegshetze, Sabotage und Spionage, die von westdeutschen und amerikanischen imperialistischen Kräften dirigiert wird“. Wer sich weigerte, aus der Jungen Gemeinde auszutreten, konnte von der Oberschule oder der Universität verwiesen werden.

Foto: © DDR-Museum Pforzheim