Station: [24] Erstürmung der Stasi-Zentrale
F: Seit seiner Gründung im Jahr 1950 hatte das Ministerium für Staatssicherheit ein allumspannendes Netz an Bespitzelung und Überwachung aufgebaut. Die Stasi war in alle Lebensbereiche eingedrungen. In 40 Jahren sammelte sie rund sechs Millionen personenbezogene Akten – darunter Briefe und Mitschnitte von Telefongesprächen. Während der Friedlichen Revolution begannen Stasi-Mitarbeiter damit, zahlreiche Unterlagen des Ministeriums zu vernichten. Man wollte aber nicht einfach nur Akten vernichten, sondern vor allem die eigenen Spuren verwischen.
M: Dazu wurden die Unterlagen teilweise geschreddert, teilweise mit der Hand zerrissen, anschließend mit Wasser versetzt oder verbrannt. In der Vitrine sieht man das Ergebnis dieser Vernichtungsaktion.
F: Anfang Dezember 1989 besetzten DDR-Bürger zunächst die Stasi-Zentralen in Erfurt, Leipzig und Rostock. Am 15. Januar
wurde schließlich die Stasi-Hauptzentrale an der Normannenstraße in Berlin gestürmt. Mit der Besetzung der Diensträume konnte
die Vernichtung von Material schrittweise gestoppt werden.
M: Seit Anfang der 1990er-Jahre wurden die zerstörten Akten in mühevoller Kleinarbeit rekonstruiert, auch unter Zuhilfenahme von Computern. Die Stasi hatte mehr als 16.000 Säcke mit zerstörtem Aktenmaterial hinterlassen. In jedem Sack lagen bis zu 3.500 zerrissene Blätter. Grob geschätzt sind das bis zu 600 Millionen Papierschnipsel. Die Rekonstruktion wird noch Jahre dauern.
Würde man alle erhalten gebliebenen Aktenordner aneinanderreihen, käme man auf eine Strecke von rund 180 Kilometer.
Foto: © DDR-Museum Pforzheim