Station: [051] Boris Becker (*1961), Lederzimmer, 2014
Im Jahr 2014 hielt der Kölner Fotokünstler Boris Becker sich für einige Wochen in Saarbrücken auf. Als Absolvent der Düsseldorfer Kunstakademie und Schüler des legendären Fotografen Bernd Becher zählt Becker zu den bekanntesten deutschen Fotografen seiner Generation. Während eines Besuchs in Saarbrücken wurde er auf ein prominentes Gebäude der Landeshauptstadt aufmerksam. Das Haus, welches bis 2014 als Kultusministerium genutzt wurde, wurde in den 1950er Jahren ursprünglich als Französische Botschaft gebaut. Sein Entwurf stammte von dem Architekten Georges-Henri Pingusson. Die hochwertige und zum Teil extravagante Ausstattung des repräsentativen Gebäudes hat sich bis heute in authentischer Form erhalten. Bei dem hier abgebildeten Lederzimmer handelt es sich um einen der Konferenzräume des inzwischen leerstehenden Baus. Seit 2014 wird in Saarbrücken intensiv über den Fortbestand und die künftige Nutzung des Hauses diskutiert. Um seinen Wert zu verstehen, muss man zurück in die Nachkriegszeit gehen, als das Saarland nach Kriegsende ein eigenständiger Staat unter französischer Verwaltungshoheit war. Damals war dieser Bau das Kernstück eines Plans für einen hochmodernen Wiederaufbau der Stadt. Auch wenn dieser nie in dieser Radikalität durchgeführt wurde, repräsentiert, ja symbolisiert das Gebäude bis heute den Zeitgeist und die diplomatischen Ambitionen dieser besonderen historischen Epoche. Boris Beckers fotografisches Tableau zeigt den mit Leder bespannten, schallgedämpften und aktuell verlassenen Besprechungsraum. Damit macht er das Fortwirken dieser komplexen historischen Situation und Identität erfahrbar.