Station: [043] Karl Otto Götz (1914 - 2017), Mymel, 1960


Ein großer, heftiger Aufprall bestimmt das Gemälde von Karl Otto Götz. Sein lautmalerischer Titel ist „Mymel“. Links der Bildmitte scheint es einen regelrechten Knall zu geben. Zwei schwarze Farbströme stoßen vehement aufeinander. Wie eine Fontäne stäuben Spritzer davon und verteilen sich auf der restlichen Leinwand. Deutlich sind der Körpereinsatz und die Kraft des Künstlers spürbar. Auf dem Boden liegend hat er die Leinwand in großem Tempo bearbeitet. Die Gestaltung des abstrakten Bildes wirkt spontan, doch Götz plant die Verteilung der Massen vorab sehr genau. Um seine Kompositionen, die häufig nur aus Schwarz und Weiß, aus Positiv und Negativ bestehen, in der gewünschten Geschwindigkeit ausführen zu können, benutzt er statt herkömmlicher Ölfarben Kleisterfarben. Die mit Tapetenkleister angerührten Farben sind geschmeidiger. Auch nach dem Auftrag können sie nass weiterbearbeitet werden. Statt mit Pinseln arbeitet Götz mit Rakeln, Schiebern und manchmal sogar mit Scheibenwischern. Mit diesen Werkzeugen kann er die Farbe in großflächigem Schwung auf der Bildfläche verteilen und ausstreichen. Dies veranschaulicht sein Ideal der prozesshaften Entstehung der Form.