Station: [037] Giorgio de Chirico (1888-1978), Melancholie/Malinconia 1955-56
Beim Anblick menschenleerer Plätze in Italien, wie hier in Ferrara, empfand Giorgio de Chirico eine beängstigende, unermessliche Melancholie. In der Folge malte er verlassene Plätze mit geradezu antik anmutenden Architekturkulissen. Sie werden von irrealem Licht und schematischen Schlagschatten geprägt. Vermeintlich vertraut, erscheint das Szenario so plötzlich in unerklärliche, surreale Sphären entrückt. Die Skulptur der schlafenden Ariadne im Grenzbereich von Licht und Schatten vor den Arkaden war ein häufiges Motiv in de Chiricos „metaphysischer Malerei“. Statt mit ihrem Ariadnefaden den Weg aus dem Labyrinth zu weisen, zieht diese Skulptur den Betrachter noch tiefer in den unwirklich erscheinenden Bildraum hinein. Die Lokomotive am Horizont ist ein Symbol des Aufbruchs und verweist auf Flucht des Künstlers aus Turin. Angesichts der Schrecken des ersten Weltkrieges desertierte er von dort vor der Einberufung als Soldat und floh nach Paris. Die Lokomotive erinnert aber auch an seine Kindheit. De Chiricos Vater war Eisenbahningenieur.