Station: [015] Gabriele Münter (1877-1962), Murnau, 1909
Im Sommer 1908 zog es die Künstlerin Gabriele Münter aus der Großstadt München ins beschauliche Voralpenland nach Murnau. In ihrem Tagebuch beschreibt sie, wie sich ihre Arbeit dort entwickelte: „vom Naturabmalen (…) – zum Fühlen eines Inhaltes, zum Abstrahieren.“
In Landschaft mit Kirche werden Landschaft und dörfliche Siedlung auf einfache Schemen in kräftigen Farben zurückgeführt. Nur die Dächer und der behelmte Kirchturm ragen aus den Baumwipfeln. Münter erfasst die Szenerie in spontanen, groben Pinselstrichen. Mit wuchtigen schwarzen Linien sind Dächer, Bäume und Wolken umrissen. So schafft sie eine ausdrucksstarke, flächige Komposition aus weitgehend autonomen farbigen Formen.
Geprägt von Matisse und dem Künstlerkreis der Pariser Fauves, entwickelt Münter um das Jahr 1909 eine expressive Malweise. Sie vereinfacht und verdichtet das gesehene Motiv. Das fertige Kunstwerk vermittelt die Spontaneität und Intensität dessen, was sie persönlich erlebt hat.
Münter ist 1911 aktiv an der Gründung des „Blauen Reiters“ beteiligt. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges ist ihr Haus in Murnau Haupttreffpunkt jener Künstlergemeinschaft. Zu ihr zählen neben Münter und ihrem Lebensgefährten Wassily Kandinsky auch Alexej von Jawlensky, Franz Marc, August Macke und viele weitere Kunstschaffende.