Station: [010] Hans Purrmann (1880-1966), Stillleben mit Römer, 1910
Der Maler dieses Stilllebens, Hans Purrmann, wurde 1880 in Speyer geboren. In jungen Jahren schloss er sich einem avantgardistischen Kreis deutscher Künstler im Café du Dôme in Paris an. 1905 sah er im Pariser Herbstsalon zum ersten Mal das Werk von Henri Matisse. Diese Begegnung sollte sein eigenes Schaffen nachhaltig beeinflussen. Wie Matisse liebte und sammelte Purrmann orientalische Teppiche und setzte sie gerne als Hintergrund für seine Stillleben ein. Der hier dargestellte Gebetsteppich aus dem anatolischen Ladik mit seinen flirrenden und satten Farbflächen ist eine fließende Mischung aus Bildhinter- und Bilduntergrund. Der große, helle Steinkrug sowie sein kleines Pendant mit Blumenmustern betonen den Römer aus grünem Glas. Die warmen, orientalischen Rot- und Goldtöne stehen dabei im Gegensatz zur Kühle des europäisch anmutenden Geschirrs. Der blaue Teller kontrastiert stark mit den Farben der darauf liegenden Früchte. Der Granatapfel am linken Bildrand hingegen scheint mit den Tönen des Teppichs zu verschwimmen. Hans Purrmann entwickelte sein leuchtstarkes Kolorit aus der Begeisterung für die orientalische Webkunst. 1962 notiert er: „Ich bin Maler und kenne in Farben nichts vollkommeneres als frühe Teppiche.