Station: [002] Camille Pissarro (1830 - 1903), Potager à Pontoise avec paysanne (Gemüsegarten in Pontoise mit Bäuerin), um 1880
Der Maler Camille Pissarro ist eine Schlüsselfigur des Impressionismus. Im Zentrum seines Schaffens stand von Beginn an die Landschaft. Dabei idealisierte er die Natur keineswegs. Nein, er stellte die ländliche Lebenswirklichkeit der Ile-de-France dar. Fast 18 Jahre lang lebte Pissaro in der Kleinstadt Pontoise, die in dieser Region um die französische Hauptstadt Paris liegt. In dieser Zeit entstand um 1880 das vor Ihnen hängende Gemälde. Es zeigt eine Bäuerin bei der Arbeit in einem Gemüsegarten. Die Farbgestaltung und die Behandlung des Lichts sind charakteristisch für Pissarros reifen Stil. Flüchtig neben- und übereinander getupfte Farbflecken erzeugen eine vibrierende Atmosphäre. Die Konturen der Bildgegenstände lösen sich auf, die Formen verlieren ihre Festigkeit. Der Künstler nähert sich bereits der Malweise des Pointillismus, mit der er wenige Jahre später experimentiert. Die strenge, konstruktive Gliederung des Bildes wirkt diesen formauflösenden Tendenzen entgegen: Dem Dreieck des Gemüsebeetes entsprechen in der oberen Bildhälfte die große Dreiecksform der Büsche und Bäume und der dreieckige Himmelsausschnitt. Die horizontal verlaufenden Wiesenstreifen und der vertikale, schlanke Baumstamm verspannen die Darstellung in der Fläche. So entsteht aus einem alltäglichen, bäuerlichen Szenario eine harmonische Bildkomposition.