Station: [12] Die Rettung der verwünschten jungen Frau - Teil 3
Die weisen Frauen hörten ihm aufmerksam zu und sagten: „Die Frau des Rodensteiners ist schwanger, und wird in einigen Wochen ein Kind auf die Welt bringen. Du solltest etwas Schönes für das Kind tun. Fälle den größten und ältesten Nussbaum, den du in der Gegend findest, und schnitze aus seinem Holz eine schöne Wiege. Die bringst du beiden als Geschenk und bittest um Aufhebung des Fluches. Der Bauer machte sich sofort an die Arbeit und fand einen prachtvollen, alten Nussbaum. Er schnitzte aus dem Stamm eine Wiege, wie er sie für sein eigenes Kind nicht schöner hätte schaffen können. Dann lud er sie auf seinen Pferdewagen und fuhr zur Burg Rodenstein.
Dort bat der Bauer um Einlass und wurde sofort zu Maria, der Burgherrin, und zu Junker Hans, dem Ritter von Rodenstein, vorgelassen. Maria war verwundert, als der Bauer seine Geschichte erzählte. Sie und Hans zeigten sich aber beide beeindruckt von der Entschlossenheit des Bauern, der jungen Frau zu helfen. Hans schämte sich vor Maria, dass er sich von seiner schlechten Laune zu dem Fluch hatte hinreißen lassen. Er versprach, den Fluch umgehend aufzuheben.
Der Bauer fuhr überglücklich mit seinem Pferdewagen aus dem Burghof hinaus und den Hügel hinab am Eberbach entlang. Da saß zu seiner Freude wieder die schöne junge Frau auf dem Stein. Sie winkte ihm schon von Weitem zu. Er berichtete ihr von seiner Unterredung mit dem Rodensteiner und seiner Frau. Dann fragte er sie, ob sie ihn heiraten wolle, und sie willigte sofort ein. Gemeinsam fuhren sie auf dem Wagen heim auf seinen Hof. Zur Hochzeit kam auch der Rodensteiner und beschenkte beide reichlich. Die Rüben und das Getreide auf den vom Wilden Heer verwüsteten Feldern fingen bald wieder an zu wachsen, und bescherten eine so reichhaltige Ernte, wie sie kein anderer Bauer in der Gegend heimbrachte.
Text: Claus Fittschen, © Rodensteinmuseum
Abbildung: © Heike Frank, Fränkisch-Crumbach, mit freundlicher Erlaubnis