Station: [4] Lehmfachwand


Liebes Tagebuch, ich mache täglich Fortschritte und mein Weg zur Museumsmaus ist nicht mehr weit. Ich weiß jetzt, dass ein Museum aus Ausstellungsstücken besteht. Aus Ex-po-na-ten. Das können ganz unterschiedliche Sachen sein. Große und kleine, alte und neue, je nachdem.

In einer Ecke im Flur habe ich ein Ausstellungsstück entdeckt, das ganz und gar ungewöhnlich ist: ein Holzrahmen, in den grobe Holzpflöcke eingezogen wurden. Und zwischen diesen Pflöcken steckt eine Masse aus Lehm und Stroh. Aus der Sicht einer Maus sieht das erstmal nach einer prima Kletterwand aus. Tatsächlich ist dieser Holzrahmen aber dazu da, zu erklären, wie die Menschen früher ihre Häuser gebaut haben. Nämlich genau so: Sie haben ein großes Gerüst aus Holzbalken errichtet, und zwar so, dass sich viele solcher Holzrahmen gebildet haben. Und in diese Holzrahmen wurden Verstrebungen eingezogen und dann wurde alles mit dieser Stroh-Lehm-Masse verschmiert und trocknen gelassen. Und wenn die trocken war, hatte man eine schöne, feste Wand. Die konnte man entweder vollständig verputzen und schön glatt machen. Oder man ließ die Balken des Holzrahmens frei, so dass man ein Muster aus dunklem Holz und hellen Flächen hatte. 

Das Ausfüllen der Zwischenräume mit Stroh und Lehm war übrigens nicht schwer. Das konnte jeder, der sich ein Haus bauen wollte, selbst machen. Oder man beauftragte einen Kleiber. Das ist aber kein Vogel, sondern der Fachmann, der sich besonders gut auf das Ausfüllen versteht.

Du siehst, liebes Tagebuch, ich lerne täglich dazu und kenne mich nun sogar schon in alten Zeiten ziemlich gut aus.

Fotos: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH