Station: [1] Willkommen
Liebes Tagebuch, ich glaube, ich habe mein Glück gefunden. Ich bin zwar nur eine arme Wandermaus und komme so recht und schlecht durchs Leben. Aber seit Neuestem wohne ich in einem kleinen, feinen Häuschen in einer kleinen, feinen Stadt in Sachsen. Und das kam so: Ich war auf dem Weg zu meiner großen Familie auf einem Bauernhof in Markersdorf und hatte schon ein gutes Stück des Weges geschafft.
Ich lief auf einer sehr großen Straße, die quer durch die Länder Europas führt, einer sehr alten Straße, auf der schon vor hunderten von Jahren die Könige gereist sind. Heute geht es hier allerdings laut und gefährlich zu, kein guter Reiseweg für eine Maus. Und so war ich froh, als ich eine kleine Stadt erreichte und mich gleich abseits der Straße ins Gebüsch schlagen konnte.
Nach einigen Metern sah ich ein schmuckes Häuschen mit einer prächtigen Weinranke davor. Ich kletterte hinauf und lugte durchs Fenster: nichts! Das Haus schien unbewohnt. Doch ein paar wohlwollende Vorgänger hatten schon ein wenig gebuddelt und geknabbert und einen mausgerechten Eingang geschaffen. So war ich im Nu drinnen… und entschied, ohne lange nachzudenken, mich hier einzurichten, das Haus, den Garten und die Stadt kennenzulernen, Freunde zu finden… und – wer weiß? – vielleicht auch eine Mausedame ganz nach meinem Geschmack heimzuführen?
Genau so hat es sich zugetragen, liebes Tagebuch. Und als ich dann – in einer alten Schulbank in der Guten Stube – auch noch ein unbeschriebenes Heft fand, beschloss ich, alles aufschreiben, was sich hier ereignet hat, und wie ich zu einer echten Museumsmaus geworden bin.
Fotos: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH