Station: [4] Knechtkammer
Herrje, du vermaledeiter Kater! Nun gib doch endlich Ruhe! Alles muss man selbst tun, hier auf dem Hof! Sogar den Knecht wecken, der immer noch faul in seinem Bett herumliegt. Dabei ist es schon sechs! Es ist doch erst sechs! Und unten im Stall hat die ganze Nacht die Kuh gekalbt. Ich bin doch erst vor zwei Stunden ins Bett gekommen! Miau! Ach, verdammter Kater. Aber du hast ja recht. Ich muss raus aus den Federn. Die Arbeit ruft. Papa Kliemt ist bestimmt schon auf den Beinen. Und Anna, seine Frau, wartet in der Küche mit frisch gebrühtem Getreidekaffee. Also los… eins, zwei, drei! Puh, was für eine lausige Kälte! Was will man auch erwarten, wenn die Kammer nicht geheizt werden kann. Und die Wärme, die vom Stall aufsteigt, reicht nicht aus, um es hier ein bisschen kuschelig zu kriegen. Aber egal, ich bin ja sowieso nur zum Schlafen hier oben. Erstmal die Lampe angemacht. Dann schnell in die Klamotten gesprungen, die Schuhe angezogen, und ab geht’s ins Wohnhaus, in die Küche. Da stinkt es nicht nach Stall, da steht der gut geheizte Ofen und da wartet ein Pott frisch gebrühter Getreidekaffee auf mich. Aber vorher gehe ich unten noch schnell nach dem Kälbchen schauen. Na also! Geht doch! Und zwei Stunden Schlaf für den Knecht, das muss reichen. Eigentlich kann er mir dankbar sein. Denn was hätte die Bäuerin bloß gesagt, wenn sie gleich hier nach oben gekommen wäre, um ihre Wäsche zu mangeln und der Knecht hätte noch faul in den Federn gelegen?! Hier, dieser große Kasten, das ist die Mangel. Da wird die Wäsche durchgeschoben, um die Falten rauszubekommen: Betttücher und Handtücher und so… solche Sachen. So, jetzt werde ich mich aber auch wieder verdrücken. Dieser Stallgeruch hier oben… es mag ja ganz praktisch sein, dass die Wärme der Tiere auch die Knechtkammer mit heizt, aber auf Dauer ist das nichts für meine feine Katzennase.
Fotos: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH