Station: [3] Tenne mit Bansen
Hey! Sie da! Haben Sie den Kater gesehen? War er nicht gerade hier unterwegs? Vor dem muss man sich in Acht nehmen, das kann ich Ihnen sagen! Einen besseren Mäusefänger hat Markersdorf seit Menschengedenken nicht gesehen!
Hach! Seit er hier ist, sind schwere Zeiten für uns Mäuse angebrochen.
Sogar hier auf der Tenne sind wir unseres Lebens nicht mehr sicher. Dabei – schauen Sie doch mal – so eine Tenne ist doch das reinste Mauseparadies!
Links oben, auf dem halbhohen Einbau – alles voller leckerer Ähren. Und wenn im Winter das Getreide gedroschen wird, direkt hier auf dem Holzboden, dann spritzen die Getreidekörner nur so herum. Da muss man nur das Mäulchen aufhalten und mit etwas Glück – schwupps! – fliegen einem die Körner direkt zwischen die Zähne.
Früher haben die Bauerfamilie, Magd und Knecht hier alle zusammen mit Dreschflegeln gestanden und das Korn gedroschen. Aber irgendwann wurde die automatische Dreschmaschine eingebaut. Zuerst wurde draußen auf dem Hof der Ochse vor den Göpel – also den langen Hebel – gespannt und der hat die Maschine angetrieben. Und kaum war der Hof ans Stromnetz angeschlossen, lief auch die Dreschmaschine elektrisch. Und der Ochse war froh!
Zwischen der Ernte und dem Dreschen werden die Garben – also die zusammengebundenen Ähren – hier hinter der Bretterwand aufbewahrt... im „Bansen“ – so heißt so ein Lagerabteil in einer Scheune. Und ich kann Ihnen sagen: Wenn der Bansen im Herbst voll mit leckeren Ähren ist, dann sind meine Brüder und Schwestern und Tanten und Onkels und Cousins und Cousinen ersten, zweiten und dritten Grades – jedenfalls, dann sind wir alle ganz aus dem Häuschen. Denn dann heißt es futtern, futtern, futtern… bis der Kater kommt.
Bis der Kater kommt? Hat mich da jemand gerufen?
Oh je! Der Kater! Schnell weg!
Hat da etwa eine vorlaute Maus meine Führung übernommen? Na warte, wenn ich dich erwische!
Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, beim Bansen. Also gut, der Bansen dient heutzutage als Schaudepot für allerlei Agrargerätschaften: Pflüge, Eggen, diverse Utensilien für die Kartoffelwirtschaft: Kartoffelkörbe, Kartoffelwäsche, Kartoffelsortiermaschine…
Die Kliemts – so viel darf ich Ihnen im Vertrauen sagen – waren ja keine besonders reichen Bauern. Sie lebten schlecht und recht von dem Ertrag ihrer Felder und Tiere… also ihrer Nutztiere wohlgemerkt. Hier, schauen Sie, ich kann Ihnen ein Foto zeigen. Da sehen Sie den letzten Hofbesitzer Erhard Kliemt, seine Schwester Linda und dort die Magd Charlotte Tzschoppe mit einem ganzen Leiterwagen voll Kartoffeln an der Sortiermaschine, direkt vor der Scheune war das, draußen auf dem Hof.
Das ist jetzt auch schon… warten Sie mal… also, ein paar Jahrzehnte ist das jetzt auch schon her. Miau!
Fotos: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH