Station: [7] Stube


Altbäuerin Katharina: Immer nur herein mit den jungen Männern, immer nur herein. Es gibt genügend Platz für alle. Dahinten auf der Bank, da sind noch Plätze frei. Eh, Junge – auf diesem Stuhl hier kannst du aber nicht sitzenbleiben. Der Platz neben dem Ofen ist nämlich für mich reserviert. Das ist mein warmes Plätzchen.
Bauer Caspar Heinrich: Na, da schau an, ist ja schon mächtig was los in der Stube. Dann kann die „Lange Nacht“ ja beginnen. Endlich wird die Wintersonnenwende mal wieder bei uns auf dem Hof gefeiert.
 
Altbäuerin Katharina: Ja, aber haben wir denn überhaupt genügend Holz? Immerhin muss der Ofen bis nach Mitternacht warm bleiben.
Bauer Caspar Heinrich: Keine Angst, die Jungs haben gestern schon fleißig Holz gebracht. Ich habe gar nicht erst gefragt, woher sie es haben.
Altbäuerin Katharina: Na, wo werden sie das wohl her haben? Aus Kreienkamps Wald haben sie es genommen. Verbotenerweise.
Ja ähm, und unser Kardamomlikör? Steht der schon bereit?
 
Bauer Caspar Heinrich: Ja, auch der ist schon da. Den Likör gibt`s aber erst später. Zuerst wird fleißig der Flachs gesponnen. Wir sind schließlich nicht nur zum Feiern da. Also nicht nur!
Altbäuerin Katharina: Und wer weiß, vielleicht bahnt sich heute Abend noch die ein oder andere Liebelei an. Der Knecht von Heermeier hat wohl ein Auge auf unsere Magd Luise geworfen. Der hat sich gleich den Platz neben ihr geschnappt. Wer weiß, vielleicht läuten im Sommer noch die Hochzeitsglocken.
Bauer Caspar Heinrich: Ach, du mit deinem Getratsche. Kümmere dich lieber um den Kaffee und den Pickert, den es nach Mitternacht geben soll. Und dann wird getanzt! Aber jetzt wird erstmal gesponnen! Also, los geht`s Leute.

Foto: Bielefelder BauernhausMuseum