Station: [15] Bokemühle
Marie: He Vater, wo willst du denn mit dem Lukas hin?
Bauer Caspar Heinrich: Na, auf den Burschen wartetet an der Bokemühle Arbeit! Der Gaul wird vor den Steert gespannt und dann geht es immer schön im Kreis, rundherum um die Mühle.
Marie: Na, das will ich aber mal sehen!
Bauer Caspar Heinrich: Schau, über den Steert werden die Zahnräder angetrieben und das sorgt wiederum dafür, dass die schweren Hämmer arbeiten. Damit klopfen wir den Flachs weich. Zum Glück haben wir die Bokemühle, sonst müssten wir das alles von Hand machen. Das wären viele saure Stunden!
Marie: Wieso das denn?
Bauer Caspar Heinrich: Weil Flachs ein wirkliches garstiges Zeug ist! Zuerst müssen im Sommer die goldgelben Halme geerntet werden. Dann muss man die
Samenkapseln entfernern. Das nennt man auch Riffeln. Und anschließend muss man das ganze Zeug noch mehrere Wochen wässern. Dann erst kann man mit dem Boken anfangen. Was aber noch lange nicht, dass der Flachs nach dem Boken fertig ist … dann fängt die Arbeit ja eigentlich erst richtig an. Hecheln, spinnen, weben … das kommt ja erst noch.
Marie: Das heißt, in der Mühle wird der Flachs nur weichgeklopft!? Das ist ja nur ein Arbeitsschritt von ganz vielen!
Bauer Caspar Heinrich: Jaja, so ist das … He, Lukas, nicht einschlafen, immer schön weitergehen, hop hop, mein Pferdchen. Die Hämmer müssen gleichmäßig stampfen. Ich erkläre dir mal die Schwierigkeit: Der Flachs hat innendrin einen hohlen hölzernen Kern. Mit dem können wir aber nichts anfangen. Außen herum hat er eine hölzerne Rinde, den Bast – den wollen wir auch nicht. Was uns interessiert, sind die Fasern. Die wollen wir haben. Also müssen wir diese irgendwie vom Rest ablösen – und passiert beim Boken. Und damit das Ganze schneller geht, nutzen wir die Bokemühle. Da können wir in einer Großaktion unseren ganzen Flachs bearbeiten. Auch wenn uns die Hämmer helfen, bleibt es eine staubige, unangenehme Arbeit.
Foto: Bielefelder BauernhausMuseum