Station: [12] Backhaus
Reisender: Aaah … guten Tag, werter Landmann, seid gegrüßt. Schon von weitem habe ich den Rauch gesehen. Und dann stieg mir dieser herrliche Duft in die Nase. Da dachte ich: Hier wird sicher gebacken.
Bauer Caspar Heinrich: Hm!?
Reisender: Wisst ihr, ich reise zum ersten Mal durch Westfalen und bin fürchterlich neugierig. Dürfte ich vielleicht einen Blick in euer Backhaus werfen? Euer Brot, ich habe schon so viel darüber gehört. Dieser … ähm … Pumpernickel.
Bauer Caspar Heinrich: Schwarzbrot!
Reisender: Ach, was für ein herrlich merkwürdiger Name. Sogar Voltaire hat ja schon darüber geschrieben.
Bauer Caspar Heinrich: Wer?
Reisender: Na Voltaire! Französischer Philosoph!? Lebte zur Zeit des „Alten Fritz“!? Klingelt da was? … Lasst mich kurz nachschlagen, was er über das Brot geschrieben hat. Ach ja, hier ist es: „Ein gewisser harter Stein, schwarz und klebrig, der dem Vernehmen nach aus einer Art Roggen besteht.“
Aber Voltaire, dem alten Spötter, dem kann man ja nicht alles glauben. Deshalb wollte ich es selbst einmal kosten.
Bauer Caspar Heinrich: Aha. Verträgt halt nicht jeder unser Brot. Ist aus Roggenmehl gemacht. Das ist nicht gebeutelt, da ist also noch die Kleie drin. Das muss man ab können. Wir Landleute können das, wir essen es ja schließlich von klein auf.
Reisender: Ihr meint bestimmt diese verdauungsfördernde Wirkung, von der habe ich schon gehört.
Bauer Caspar Heinrich: Ja, schön pumpern kann man davon.
Reisender: Aah jaaa … Das erklärt dann auch diesen seltsamen Namen. Wobei ich aber auch gehört habe, dass es mit einem Franzosen zu tun haben könnte. Dieses Mal ist es aber nicht Voltaire, sondern wohl eher ein Soldat. Der wollte etwas Brot haben und meinte dann: „Bon pour Nickel“. So nach Motto, das wäre gerade noch gut genug für sein Pferd.
Aber .. dürfte ich mich jetzt vielleicht selbst einmal davon überzeugen?
Bauer Caspar Heinrich: Wenn ihr wollt! Schneidet euch ein kleines Stück ab. Das war jetzt fast einen ganzen Tag im Ofen. Das nächste frische Brot gibt`s erst wieder in zwei Wochen.
Reisender: Oh hoppla, das ist ja ganz schön schwer. Bestimmt 20 Kilo, oder! Aber … schmeckt gar nicht mal schlecht, irgendwie süßlichen.
Bauer Caspar Heinrich: Das hat mit dem Sauerteig zu tun und den Milchsäurebakterien. Die wandeln die Mehlstärke in Milch- und Essigsäure um, und dadurch erhöht sich der Zuckeranteil. Der Zucker karamellisiert später dann beim Backen – und so entsteht auch die dunkle Farbe.
Reisender: Fabelhaft … darf ich euch vielleicht ein halbes Brot abkaufen? Das müssen meine Freunde zu Hause in Berlin unbedingt probieren.
Bauer Caspar Heinrich: Soso, er ist also auch ein Preuße… Na, da haben wir ja wenigsten etwas gemeinsam. Schöne Weiterreise.
Foto: Bielefelder BauernhausMuseum