Station: [2] Der Mann im Mond
Es ist dreist.
Es ist clever.
Es ist strafbar.
Es ist ganz schön raffiniert.
Im Oktober 1825 erscheint der Liebesroman „Der Mann im Mond“. Autor: ein gewisser H. Clauren. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich eigentlich der Berliner Hofrat Carl Heun. Ein äußerst bekannter und viel gelesener Autor von, man könnte sagen, kitschigen Liebesromanen.
Wilhelm Hauff macht sich das Pseudonym zu eigen. Unter dem Namen H. Clauren veröffentlicht er seine Novelle „Der Mann im Mond“. Es ist eine Parodie auf einen Trivialroman – und zugleich der vielleicht beste Trivialroman, der jemals geschrieben wurde.
Das Buch wird ein Erfolg. Es sorgt für mächtig Aufsehen, gar für einen handfesten Literaturskandal. Denn Carl Heun verklagt Hauffs Verleger, er wirft ihm Täuschung des Publikums vor.
Du fragst mich, wie es mit dem Proceß wegen diesem Buche gehe? Gut und schlecht. Ich habe dabey nichts zu thun, desto mehr mein Verleger. Hofrath Heun hat diesen ohne weiteres beym Gericht verklagt und auf 5000 Thaler Entschädigung angetragen. Dabei war natürlich zweierley zu bedenken, ehe man strafte: 1) war H. Clauren ganz und gar ein angenommener Name und 2) ist in Würtemberg sogar der Nachdruck claurenscher Schriften erlaubt, um so weniger konnte es verboten seyn aus seinen beliebten Kraftausdrücken sich ein eigens Fabricat zu weben.“
Der Rechtsstreit schadet weder dem Buch noch seinem Autor. Ganz im Gegenteil. Der Verleger wird zwar zur Zahlung von 50 Reichsthalern verurteilt sowie zur Übernahme der Gerichtskosten. Doch der vermeintliche Skandal macht den jungen Wilhelm Hauff quasi über Nacht berühmt. Der Durchbruch als Schriftsteller ist geschafft.
Auch der Stuttgarter Verleger Johann Friedrich Cotta wird aufmerksam. Er bietet Wilhelm Hauff eine Redakteursstelle beim „Morgenblatt für gebildete Stände“ an.
Was für eine Ehre für den jungen Autor! Immerhin handelt es sich bei Cotta um den Verleger von Goethe, Schiller und Herder – und das „Morgenblatt“ zählt zu den wichtigsten und renommiertesten Zeitschriften der damaligen Zeit.
Über meinen Beruf zu schriftstellern, war ich mir einig sobald ich eine unwillkürliche Abneigung gegen die Theologie und zu gleich Kraft in mir fand soviel leisten zu können, um wenigstens nicht mit Beschämung wieder vom Schauplatze abtreten zu müssen. Nothwendiges Requisit dazu war jene „Unverschämtheit“ die mancher unter Euch an mir rügte oder jenes (…) mit einiger Eitelkeit gemischte Selbstvertrauen das mir schon über manche fatale Klippe hinüber geholfen hat.
Alle Abbildungen: © Wilhelm-Hauff-Museum