Station: [10] Das Hauff-Denkmal auf dem Lichtenstein


Unter dem Felsen von Lichtenstein wohl dreihundert Klafter tief, breitet sich ein  liebliches Tal aus, begrenzt von waldigen Höhen, durchschnitten von einem eilenden  Waldbach, drei Dörfer liegen freundlich in der Tiefe; dem Auge, das in dieses Tal hinabsieht, ist es, als schaue es aus dem Himmel auf die  Erde. Steigt das Auge vom tiefen Tale aufwärts an den waldigen Höhen, so begegnet  es malerisch gruppierten Felsen und den Bergen der Alb, hinter dem Bergrücken steigt  die Burg Achalm hervor, und begrenzt die Aussicht in der Nähe. Aber vorbei an den  Mauern von Achalm, dringt rechts und links das Auge tiefer ins Land.  

Der Lichtenstein liegt den Wolken so nahe, daß er Württemberg überragt. Bis hinab ins  tiefste Unterland können frei und ungehindert die Blicke streifen. Entzückend ist der  Anblick, wenn die Morgensonne ihre schrägen Strahlen über Württemberg sendet. Da  breiten sich diese herrlichen Gefilde wie ein bunter Teppich vor dem Auge aus; in  dunklem Grün, in kräftigem Braun der Berge beginnt es, alle Farben und  Schattierungen sind in diesem wundervollen Gewebe, das in lichtem Blau sich endlich  mit der Morgenröte verschmilzt. 

Welche Ferne von Lichtenstein bis Asperg, und welches Land dazwischen! Es ist kein  Flachland, keine Ebene; viele Strömungen von Hügeln und Bergen ziehen sich hinauf  und herunter, und von Hügeln zu Hügeln, welche breite Täler und Ströme in ihrem  Schoße bergen, hüpft das Auge zu dem fernen Horizont.

Alle Abbildungen: © Wilhelm-Hauff-Museum