Station: [8] Deutschwerdung


Für Kaiser Wilhelm II erfüllte sich ein lang gehegter Wunsch, als er am 10. August 1890 die ehemals britische Insel Helgoland mit viel Pomp und Prunk in deutschen Besitzer nahm.

Die Lage im Kaiserreich war ernst: Das wirtschaftlich starke Deutschland war im Ausbau einer eigenen Seeflotte gegenüber den europäischen Konkurrenten - allen voran England - weit abgeschlagen. Die Vision des Kaisers: Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser. Welthandel und Weltherrschaftsgedanken hingen von einer starken Seemacht ab. Das britische Helgoland vor der deutschen Küste galt als Bedrohung. Nach langen Verhandlungen war 1890 der Deal perfekt - für beide Seiten: In England war man es müde das Seebad der Deutschen zu finanzieren - in Deutschland schätzte man die strategische Lage der Insel als militärischer Vorposten vor England, mitten in der Hochsee. Als deutschen Tauscheinsatz bot man koloniale Besitz- und Handelsrechte in Ostafrika. Der sogenannte Helgoland-Sansibar Vertrag besiegelte den Tausch. Eine Originalabschrift des Vertrags liegt hier im Museum.

Mit dem Kaiser kamen Kanonen und Kriegsschiffe. Vorbei war es mit der besinnlichen Kurbad-Ruhe. Die Insel wurde zur militärischen Festung umgebaut. Wirtschaftlich erlebte Helgoland einen großen Aufschwung auch im zivilen Leben.

Aber der Erste Weltkrieg brachte das jähe Ende. Alle Helgoländer mussten nach Kaiserlicher Order die Insel verlassen. Das Militär rückte an und wartet auf die große Seeschlacht - die nie kam. Vier Jahre später war der Krieg vorbei. Die Helgoländerinnen und Helgoländer kehrten zurück und fanden eine geplünderte Heimat vor, verwüstet von den eigenen dort stationierten Soldaten. 

Trotzdem, der 10. August ist auf Helgoland Kaisertag und wird hier nach wie vor gefeiert.

Alle Abbildungen: © Nordseemuseum Museum Helgoland