Station: [6] Seebad Helgoland


Als der Schiffszimmermann Jacob Andresen Siemens Anfang des 19. Jahrhunderts auf die Idee kam, aus dem verarmten britischen Helgoland ein Seebad zu machen, erntete er bei den meisten Einheimischen nur Hohn und Spott. Aber Siemens ließ sich von seiner Idee nicht abbringen, schließlich erfreuten sich die Seebäder in England großer Beliebtheit. Und die Insel brauchte eine neue Perspektive. Napoleon war besiegt, die Kontinentalsperre gegen England war seit 1813 vorbei. Damit hatte die Insel ihre lukrative Stellung als Schmuggel- und Warenumschlagplatz verloren.

1826 überzeugte Siemens die nötigen Geldgeber und Helgoland empfing seine ersten 100 Badegäste. Die Idee nahm Schwung auf, das erkannten auch die Helgoländer. Neue Arbeitsplätze und Einnahmequellen boten sich vor allem durch die Zimmervermittlung, Verpflegung und Bootstransporte. Nach 15 Jahren zählt man schon 1000 Gäste jährlich, 10 Jahre später verdreifachte sich die Zahl.

Auch der Anspruch der Urlauber stieg. Anfang des 20. Jahrhunderts ließ man es sich auf luxuriösen Seebäderschiffen gut gehen. Das Kuren kam in Mode. Die Badegäste reisten auf die Insel um zu Atmen, und zwar am Liebsten auf der Düne. Danach ging es ins Meer. Der Badespaß war freilich sehr gesittet. Noch im 19. Jahrhundert nutze man die Badekarren. Eine Art verschlossene Rikscha die samt Urlauberin ins knietiefe Wasser geschoben wurde. Dort angekommen konnte sich vor allem die Dame ungesehen im Meer erfrischen.

Auch das Gesicht der Insel veränderte sich. Helgoland wurde mondän, mit Theater, Konversationshaus und Casino. Die Gäste waren vor allem Deutsche, unter ihnen auch viele Dichter und Denker die mit ihren revolutionären Ideen vom einig deutschen Vaterland in ihrer Heimat aneckten, so wie Heinrich Heine oder Hoffmann von Fallersleben.

Die militärische Aufrüstung der Insel mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten beendete die gehobene Badekultur. Aber bereits  1953 bestiegen wieder erste Tagestouristen die Fähren um auf der Düne auszuspannen.

Alle Abbildungen: © Nordseemuseum Museum Helgoland