Station: [20] Franz Schensky - Der Fotograf
Franz Schensky hat mit seinen Fotografien den Blick auf die Insel geprägt wie kein anderer. 1871 als Helgoländer geboren, absolvierte der junge Schensky in Thüringen eine Fotografen-Ausbildung und kehrte als 19 jähriger in seine Heimat zurück.
Hier eröffnete er ein Fotoatelier im Unterland. Schensky verdiente sein Geld zunächst vor allem als Porträtfotograf. Seine Spezialität: Die Urlaubsgäste in folkloristischem Ambiente abzulichten. Dafür steckte er sie in Helgoländer Tracht, und fotografierte sie in seinem Studio in einer Holzbootattrappe mit Accessoires aus der Fischerei. Diese spaßigen Andenken waren jedoch nicht das, was den Fotografen persönlich interessierte.
Zu jeder Gelegenheit schulterte Schensky seine Großbildkamera und ging raus auf die Insel. Er fotografierte das Alltagsleben der Insulaner. Seine Bilder zeugen von dem harten, oft ärmlichen Leben der Fischerfamilien. Sie geben Einblick in das historische Helgoland mit seiner repräsentativen Seebadarchitektur im Unterland und dem Leben im Oberland. Das Meer, die Naturgewalten und die Flora und Fauna waren seine Muse. Sie fotografierte er mit einer künstlerischen Handschrift, die seiner Zeit weit voraus war.
Seine Fotographien machten Schensky zu Lebzeiten international berühmt, über 50 Auszeichnungen hat er erhalten und der Titel Hofphotograph wurde ihm verliehen.
Sein fotografisches Werk ist zugleich ein Bildatlas der bewegten Geschichte Helgolands. Er war mit der Kamera dabei, als 1890 Kaiser Wilhelm II die ehemals britische Insel persönlich in Besitz nahm. Er dokumentierte die militärische Aufrüstung der Insel für zwei Weltkriege und die komplette Zerstörung seiner Heimat.
Als britische Kampfflieger im Oktober 1944 über dem Unterland Brandbomben abwarfen, griff Schensky zur Kamera und fotografierte vom Oberland aus, wie sein Haus und sein Lebenswerk in Flammen aufgingen.
Als Helgoländer unter englischer Flagge geboren, war Schensky kein Freund der Nazis. An deren Übermacht hatte er gezweifelt und wohlweislich einen wichtigen Teil seines Archivs zu Kriegszeiten in Sicherheit auf den Kontinent gebracht.
Schensky und seine Familie sind zum Kriegsende nach Schleswig geflohen. Den Wiederaufbau seiner Insel, ab 1952, hat er bei weiteren Inselaufenthalten noch fotografisch begleitet, selbst zurückkehren konnte er nicht mehr. Schensky starb mit 85 in Schleswig.
Alle Abbildungen: © Nordseemuseum Museum Helgoland