Station: [3] Lederverarbeitendes Gewerbe
Hier im Raum stellen wir Ihnen die lederverarbeitenden Handwerker in Lauterbach vor – die Gerber, Schuster und Sattler.
Fangen wir an mit den Gerbern, den Handwerkern, die aus rohen Tierhäuten Leder herstellten. Leder stammte zum weitaus größten Teil von Rindern, Kälbern, Schafen, Ziegen und Schweinen ab. Ihre Häute waren ein Nebenprodukt des Metzgerhandwerks, in dem heimisches Vieh zu Fleisch und Wurst verarbeitet wurde. Die Gerber verarbeiteten beispielsweise Rinderhäute zu strapazierfähigen, kräftigen Ledern, aus denen Schuster Schuhsohlen und Stiefel fertigten, und Sattler Kummete, Sättel und Ranzen.
Die Gerbereien lagen meist nahe der Lauter, um ihre Abwässer gleich in den Fluss ableiten zu können.
Die Schuster führten ein hartes Leben, darüber erzählen wir Ihnen mehr an der folgenden Station. Sie waren nach den Webern die zweitgrößte Handwerksgruppe in Lauterbach. Ähnlich wie die Kollegen aus der Weberei nagten auch die Schuster sprichwörtlich am Hungertuch.
Von den armen Schustern kommen wir jetzt zu den reicheren und gesellschaftlich gut angesehenen Sattlern. Sie stellten Taschen oder Produkte für die Landwirtschaft her. In der rechten Vitrine sehen Sie zum Beispiel ein Kummet, das ist ein Ring, den Rinder oder Pferde um den Hals trugen, wenn sie landwirtschaftliche Geräte zogen.
In der linken Vitrine können Sie ein ganz besonderes Stück sehen. Der große Reisekoffer wurde zwar nicht von den Lauterbacher Sattlern hergestellt, er zeigt aber wie hochwertig ihre Arbeit war. Er gehörte dem Grafen Carl von Schlitz – auch von Görtz genannt –, ein hessischer Standesherr und erbliches Mitglied der Ersten Kammer des Großherzogtums Hessen. Mit eben diesem Koffer war er in den Jahren 1844 bis 1847 auf Weltreise. Von ihm werden Sie später noch mehr hören.
Alle Abbildungen: © Hohhaus-Museum