Station: [27] Gartenhaus
„Jeder Baum, jede Hecke ist ein Strauß von Blumen, und man möchte zum Maienkäfer werden, um in dem Meer von Wohlgerüchen herumschweben und alle seine Nahrung darin finden zu können“,
…schrieb Johann Wolfgang von Goethe 1774 in „Die Leiden des jungen Werther“.
Auch in die Gärten Lauterbachs zog der Geist Goethes ein: Die Natur in ihrer Naturhaftigkeit, in ihrer Wildheit und Ungezähmtheit wurde dem Bürger zum Ausdruck eines neuen Lebensgefühls, einer neuen, erfahrungsbetonten Weltanschauung. Um 1780 zog es die Menschen aus der urbanen Enge der Stadt hinaus in die Natur. Vor den Mauern Lauterbachs legten sie die ersten reinen Ziergärten mit Gartenhäuschen an, die sich an den barocken Gärten der Freiherren Riedesel orientierten.
Diese Station huldigt diesem neuen Lebensgefühl.
Die kleine, unscheinbare Fachwerkkonstruktion trägt die Decke eines Gartenhauses, das vermutlich einem Leinenhändler oder Metzger gehörte, also jemandem aus dem Mittelstand.
Die Frau, die da so schelmisch auf Sie herabschaut, ist nicht das Werk eines großen Künstlers oder einer begabten Künstlerin. Die bäuerlich anmutenden halbnaiven Malereien zeugen vom Pinselstrich der Eigentümer selbst. Die Malerei mag nicht von künstlerisch hochwertiger Qualität sein, ist jedoch ein sehr ausdrucksstarkes Element der bürgerlichen Kultur um 1800 in Lauterbach.
Die reicheren Bürger, von denen die Gartenhäuser zum Teil noch stehen, hatten deutlich schönere Deckenmalereien und die Wände waren teilweise mit französischen Edeltapeten tapeziert.
Alle Abbildungen: © Hohhaus-Museum