Station: [23] Küche
Die Küche mit ihrem offenen Kamin war im 18. Jahrhundert das unangefochtene Terrain der Hausfrau. Was wohl damals in den Kochtopf kam?
Antwort gibt der freiherrlich-riedeselische Leibarzt Dr. Moritz Gerhard Thilenius. In eigenen Worten beschreibt er die Ernährungsgewohnheiten der Lauterbacher Stadtbewohner im Unterschied zur Land- und Dorfbevölkerung:
„Der Bürger ziehet mehrere Gattungen von feineren Gemüsen, isst mehr Fleisch, gestattet seinem Gaumen mehr Wechsel. Der Landmann baut fast keine andere, als weißen, blauen und gelben Kohl und gelbe und weiße Rüben an. Kartoffeln aber bauen Bürger und Landmann in großen Mengen an.
Auf dem Lande genießt man besonders im Sommer viele Milchspeisen, geschälte Gerste, Hafer, Heidekorn, sehr oft Sauerkraut mit trockenen Erbsen steif gemischt.
Den allergrößten Teil der Speisen im ganzen Jahr machen jedoch die Kartoffeln aus: Mittags mit Brühe, Abends gesotten und trocken mit Salz und Brot, welches oft selbst noch einen Zusatz davon hat. Man isst sie noch nebenher in allerhand Kuchen, in Scheiben geschnitten und am Ofen gebacken. So gesund die mehlreichen, zarteren, dünnschaligen Gattungen in allerhand Zubereitung sind, so gewiss schadet doch ihr übermäßiger Genuss in trockener Gestalt.
Zum Ruhme der Landleute muss ich sagen, dass in mehreren Dörfern von ihnen recht wohlschmeckende Mürbekuchen von Weizenmehl gebacken werden. Die Kuchensucht geht aber so weit, dass jeder, auch der Ärmste, fast täglich dergleichen, so warm er aus dem Ofen kommt isst und damit seine und seiner Kinder Gedärme verschlammt.
In der Stadt war der Kaffee schon Mode. Ohne so genannten Kaffee würde kein Bettelweib einen Tag verleben zu können glauben. Damals tranken noch wenige Bauern Kaffee, manche ganze Dörfer keinen.“
Alle Abbildungen: © Hohhaus-Museum