Station: [19] Biedermeierzimmer
Gemütlich! Schöne Möbel! Und sehen Sie, die Bilder mit Landmotiven!
Willkommen im Biedermeierzimmer.
Das Biedermeierzimmer mit Tafelklavier, Sitzgruppe, Geschirrschränken sowie Gemälden der Lauterbacher Künstler Fritz Ebel und Heinrich Diehm steht hier im Museum stellvertretend für die Zeit nach 1806. Das Heilige Römische Reich war untergegangen, Napoleon hatte binnen kurzer Zeit die Reichsarmee besiegt und die Neuordnung Europas stand auf dem Programm. Als Folge dieser Zeit entstand eine eigene Kultur. Während die äußere Welt zusammenbrach, flüchteten sich die Bürger ins Private. Diese Zeit zwischen 1815 und 1848 ging als Biedermeier-Epoche in die Geschichte ein.
Auch für Lauterbach war dies eine Zeit des Umbruchs – in Zusammenhang mit dem Vormärz. Über Jahrhunderte stand die Haupt- und Residenzstadt unter dem Schutz des römisch-deutschen Kaisers in Wien. Nachdem Napoleon den Kaiser besiegt hatte, lösten sich alle kleinen Fürstentümer bis auf wenige auf oder wurden den größeren Nachbarn zugeschlagen. Aus der ehemaligen Residenzstadt Lauterbach im Riedeselland wurde 1806 eine einfache Landstadt im Großherzogtum Hessen.
Durch die von Napoleon verhängte Kontinentalsperre brach auch die Wirtschaft in Lauterbach ein. Der Leinenhändler Diehm, der einen großen Teil seiner Ware in Übersee absetzte, konnte die Häfen verschiedener Kontinente nicht mehr ansteuern. Sein Umsatz brach ein, viele der Leinenweber verloren ihre Arbeit. Ein weiteres Novum: Die Männer mussten zum ersten Mal in ihrem Leben zum Militärdienst.
Die Menschen suchten sich ihre eigene Oase und stellten ihr Familienleben in den Mittelpunkt des Seins. All das haben wir in dieses Biedermeierzimmer hineininterpretiert.
Nachwort: Die Vorteile der neuen hessischen Regierung zeigten sich erst später: Unter anderem wurde Lauterbach 1852 Kreisstadt und später ans Schienennetz angeschlossen.
Alle Abbildungen: © Hohhaus-Museum