Station: [18] Barockzimmer
In unserem Barockzimmer präsentieren wir Ihnen wie sich das bürgerliche Wohnen in Lauterbach um 1750 abgespielt haben könnte. Zum „schöner Wohnen“ gehörten der zweitürige Frankfurter Schrank sowie eine Glasvitrine, in der die Dame des Hauses ihr Geschirr präsentieren konnte. Außerdem ein Esstisch beziehungsweise Gesellschaftstisch, an dem gespielt und getrunken wurde sowie Prestigegenstände wie diese Standuhr im französischen Stil.
Das Interieur stammt wahrscheinlich komplett aus dem Haushalt der Familie Diehm, der wir diesen Raum gewidmet haben. Einige Mitglieder dieser einflussreichen Familie lernen Sie kennen, wenn sie die original Scherenschnitte betrachten. Sie sehen Johann Friedrich Diehm, seine Ehefrau Elisabeth, Vater Johann Jakob Diehm und Ehefrau Anna-Elisabeth. Die Diehms spielten in Lauterbach eine große Rolle, die unmittelbar mit der Geschichte der Leinenweber zu tun hat, die wir Ihnen schon erzählt haben.
Die Herren Diehm betrieben im 18. Jahrhundert eine der größten Leinenwebereien Deutschlands. Über 1000 Leinenweber im Raum Vogelsberg ließen sie für sich arbeiten. Die Waren verkauften sie in die Niederlande, nach Skandinavien, England, Indien und Argentinien. Ab den 1780er-Jahren fuhren diehmsche Schiffe unter Familienflagge bis in die USA, um dort das Lauterbacher Leinen abzusetzen.
Johann Friedrich Diehm hat am Höhepunkt seiner Karriere eine Millionen Gulden im Jahr umgesetzt …
… die Leinenweber, die für ihn arbeiteten, verdienten rund 34 Gulden im Jahr.
Die Familie Diehm lebte am Marktplatz und besaß dort 1823 sechs stattliche Häuser, darunter ein klassizistisches Wohnhaus mit angeschlossenem Warenkontor nach venezianischen Plänen – genannt das Palazzo. Es mutete an wie eine zweite Stadtresidenz.
Alle Abbildungen: © Hohhaus-Museum