Station: [17] Festsaal


Zu den Klängen des Cembalo tanzten in diesem wunderbaren Festsaal vornehm gekleidete Damen und Herren Gesellschaftstänze wie diesen Ländler. Gerne vergnügten sie sich auch am Spieltisch mit Glücksspielen. Solche Abende hier im Rokoko-Saal waren etwas Besonderes. Gesellschaften fanden nicht häufig statt. 

Wir möchten Ihnen jedoch von einem ganz besonderen Fest berichten: Zum 30. Hochzeitstag der Eheleute Riedesel im Jahr 1791 organisierten die Töchter einen Überraschungsball für das Jubelpaar. Zum Fest luden sie auch die Bürgertöchter Lauterbachs ein. Es war wohl das erste Mal auf deutschem Boden, dass der Reichsadel mit dem Bürgertum einer kleinen Residenzstadt zusammen feierte und tanzte. 

Dazu muss man vielleicht auch folgende Geschichte kennen. Die Riedesel, die Familie, die über Lauterbach herrschte, hatte zwar sehr viel mehr Geld als die Oberschicht der Lauterbacher Bürger, musste aber für größere Fürsten arbeiten, um ihr Einkommen zu sichern. Dementsprechend ist das Schloss auch etwas bescheidener und kleiner ausgefallen. Aber hier im Rokoko-Saal haben sie geprotzt. Obwohl der Tanzsaal klein ist, ist er von absoluter Güte. Das können Sie zum Beispiel an den Stuckaturen sehen.

Die Stuckarbeiten wurden von den hochfürstlichen Stuckateuren aus Fulda durchgeführt. Sie sind in einfachem Weiß, echtem Blattgold und malachitgrün gehalten. Sehen Sie sich die filigran gearbeiteten Kerzenhalter und die Supraporten mit Musikinstrumenten über den Türen einmal genauer an!

Der Malachitstein, ein Halbedelstein, wurde dafür eigens aus Russland eingeführt und kleingemahlen. Es war die Lieblingsfarbe des Schlossherrn und die Trendfarbe des ausgehenden 18. Jahrhunderts. 

Heute, im 21. Jahrhundert, werden hier im Rokokosaal Ehen geschlossen. Zudem finden hier Konzerte, Vorträge und Empfänge statt.

Alle Abbildungen: © Hohhaus-Museum