Station: [12] Galadegen
Was für ein Schmuckstück! Schauen Sie sich den Degen an, der in der mittleren Vitrine neben den Flinten und Büchsen liegt. Kein Blut klebte je an seiner Klinge. Hofbeamte und hohe Adelige trugen ihn aus Modebewusstsein als Teil ihrer Alltagskleidung – oder als Accessoire ihrer Festtagskleidung. Blau schimmernd heischt der Galadegen um Aufmerksamkeit.
Er ist einer unserer geheimnisvollsten Objekte. Um ihn ranken sich viele Spekulationen, und ehrlich, unter uns gesagt, wenig Wissen. Sicher ist, dass es eine spätklassizistische französische Arbeit ist, die zwischen 1780 und 1800 angefertigt wurde. Und jetzt begeben wir uns in das Reich des Ungewissen. Wem gehörte der Degen?
War die Waffe mit der facettierten feuervergoldeten gebläuten Stahlklinge der Gala-Prunkdegen eines Hofbeamten?
War es der Funeraldegen von Erbmarschall Georg Ludwig Riedesel Freiherr zu Eisenbach, den er 1790 bei der Bestattung von Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt bei sich hatte?
Oder trug August Riedesel Freiherr zu Eisenbach ihn um 1830 als Zeremonialdegen? Möglich wäre es. Denn er war Präsident des konstituierenden kurhessischen Landtags.
Wie Sie hören – wir wissen nicht alles – aber dennoch war es uns wichtig, Ihre volle Aufmerksamkeit auf dieses wirklich wunderschöne Stück handwerklicher Schmiedekunst zu lenken.
Sind Ihnen schon die unauffälligen kleinen Truhen aufgefallen, die hier im Dachgeschoss stehen? Es dürften rund ein Dutzend sein.
Sie stammen aus der Zeit der Lauterbacher Zünfte, in ihnen wurden wichtige Zunftunterlagen aufbewahrt. Um 1800 hatte Lauterbach 19 Zünfte, von denen die größte die der Leinenweber war mit 270 Meistern. Es folgten die Schuster mit über 60 und die Metzger mit 33 Meistern.
Halten Sie Ausschau nach ihnen. Sie sind meist aus dunklem Holz!
Weiter geht Ihr Rundgang im 1. Obergeschoss. Raum Nummer 10 ist das Spielzeugzimmer. Sehen Sie selbst, womit die wohlhabenden Kinder sich damals vergnügt haben. Ihre nächste Hörstation ist das Empire-Zimmer im Raum Nummer 11.
Alle Abbildungen: © Hohhaus-Museum