Station: [21a] Handwerkergasse - Der Schuster


Um ihnen einen Eindruck vom Leben in einer frühen Stadt zu geben, finden sie hier die Rekonstruktion einer Straße, wie sie auf dem Wall ausgesehen haben kann. Als erstes betrachten sie bitte das Haus auf der linken Straßenseite: In diesem Haus lebt ein Schuhmacher mit seiner Familie. Er arbeitet an einer Tafel, die auf zwei Holzböcken liegt und so bei Bedarf ganz einfach zur Seite oder vor die Tür gestellt werden kann. Bei den doch recht beengten Wohn- und Arbeitsverhältnissen war eine solche Tischkonstruktion weit verbreitet. Bei gutem Wetter arbeitet der Schuster vor seinem Haus, da dort das Licht besser ist, als in der fensterlosen Hütte. Vor ihm liegt sein Arbeitsgerät. Er besitzt ein Spezialmesser zum Schneiden des Leders und eine Ahle zum Vorbohren der Löcher im Leder, eine eiserne Spindel und Pech zum Drehen der aus Flachs gefertigten Fäden. Es gibt sogar hölzerne Schuhleisten, um die Schuhe in Form zu bringen. Die Schuhe werden von links mit der sogenannten Fleischseite zusammen genäht, wozu der Schuster keine Nadeln aus Metall, sondern die kräftigen Nackenborsten des Wildschweins benutzt. Sind die Schuhe fertig genäht, werden sie umgedreht, so dass die Nähte vor Abnutzung geschützt innen im Schuh liegen. Solche Schuhe nennt man daher Wendeschuhe. Die Inneneinrichtung ist recht einfach. Es gibt im hinteren Bereich eine Schlafbank und an den Wänden aufgehängte Borde auf denen der Hausrat aufbewahrt wird, der aus einfachem Holzgeschirr und Tongefäßen besteht. Hier sind die Lebensmittel zumindest vor den Haustieren wie Hunden, Schweinen und Hühnern geschützt. Arbeitsmaterial, Kleidung und sonstiges Gebrauchsgerät wird an den Wänden aufgehängt oder über die Querverstrebungen im Hausinneren geworfen. Auch der Fußboden dieses Flechtwandhauses besteht aus gestampftem Lehm. Wie sie sehen, gibt es in dem Haus nur einen Raum, in dem die Familie wohnt und arbeitet. Die Größe des Hauses entspricht einem typischen Handwerkerhaus.