Station: [5] Marie Luise Schniewind (1820-1858)


Marie Luise Schniewind

geboren 1820 – verstorben 1858

 

Rheinreise 1841

Marie Luise Schniewind, Tochter eines Elberfelder Seidenhändlers, besteigt mit ihrer Reisegesellschaft in Köln das Dampfschiff JOHN COQUERILLE, um auf dem Rhein nach Mainz zu fahren. Die Schiffsreise mit Übernachtung in Koblenz dauert zwei Tage. Es sind die titelgebenden zwei Reisetage einer über fast drei Wochen dauernden Besuchsreise von Elberfeld nach Frankfurt und Hanau, über deren Verlauf sie täglich Aufzeichnungen macht.

14. Mai 1841

„Der Morgen war herrlich, mein Gemüth äußerst froh und heiter, die Gesellschaft recht angenehm, überhaupt, Nichts fehlte, mich zur Erwartung eines frohen, genußreichen Tages zu berechtigen. Der Himmel war noch weit herrlicher, als am vorigen Tage, eine noch mehr paradiesische Gegend entfaltete sich unseren Blicken, ein noch schöneres Ziel als gestern winkte uns an dem heutigen Tage. Rasch durchschnitt das eilende Fahrzeug den klaren Silberstrom. Welch herrliches Panorama vermochte schnell unsere Nüchternheit mit dem größten Interesse zu tauschen, das man an Allem nimmt, was so erhaben, so froh und doch so mächtig so tief auf den Menschen einwirkt. Herr Strauch (aus Osnabrück glaube ich), ein famoser Violinist, gehörte zu unserer angenehmen Reisegesellschaft. Den größten Theil der Zeit verbrachte er, ich möchte fast sagen, ganz verloren in seiner Violine, im Pavillon, wo er bald den größten Theil der Gesellschaft um sich versammelt hatte.

Herr Triey, ein Italiener, begleitete seine überaus schmerzenden, herrlichen Töne mit einer so kräftigen so überaus ergreifenden, entzückenden Stimme, mit einem so zarten und doch so festen Ausdruck, daß nur das schallende, merkwürdige Echo am Lorelei-Felsen uns unserer Begeisterung aufzuwecken vermochte.“

Alle Abbildungen: © Gerhard Seitz, Das Deutsche Tagebucharchiv e.V.