Station: [1] Die „Alte Universität“ – vom Fleischhaus zum Museum


Markthalle – Fleischhaus – Amtsstube – Universität – jüdische Schule – Soldatenlager – Wohnhaus – Tabakmanufaktur – und heute Stadt- und Fachwerkmuseum: Es gibt kein zweites Haus in Eppingen, das in mehr als 500 Jahren derart vielfältig genutzt wurde. Grund genug, sich einmal etwas näher damit zu befassen.

Der imposante Fachwerkbau – mit seiner gotischen Säulenhalle im Erdgeschoss heute als „Alte Universität“ bezeichnet – stammt nach jüngsten Erkenntnissen aus der Zeit um 1495. 

Der Bauherr Hans von Gemmingen, wegen seines Wohlstands auch „der reiche Hans“ genannt, hatte es als spätmittelalterliches Kaufhaus konzipiert, unmittelbar nach dessen Fertigstellung aber schon an die Stadt verkauft.

Nach einem erneuten Ausbruch der Pest in Heidelberg im Jahre 1564 wich die dort ansässige Universität auf verschiedene Orte im Umland aus – so auch nach Eppingen. Doch schon im Jahr darauf wurde das ländliche Zwischenspiel mit einem Abschiedsbankett beendet und die Studenten kehrten wieder nach Heidelberg zurück.

Im Verlauf des „Pfälzischen Erbfolgekrieges“ diente das Gebäude zeitweilig als Truppenquartier. In der Folgezeit verarmte Eppingen aufgrund von Hungersnöten und Seuchen. Mitte des 18. Jahrhunderts verkaufte die Stadt das Haus deshalb an den Schulmeister Johann Georg Rieger. Er baute es in barocker Form zu einem Wohnhaus um. Der Eingang zeugt heute noch davon.

Im 19. Jahrhundert – und über einen Zeitraum von annähernd 50 Jahren – war im Gebäude die jüdische Volksschule samt Lehrerwohnung untergebracht. Die jüdische Gemeinde hatte das Gebäude zur Hälfte erworben, was im Volksmund zur Bezeichnung „Judenschule“ führte. Nach dem Verkauf 1873 wurde dort zeitweilig eine Zigarrenmanufaktur eingerichtet.

Bereits seit Mitte der 1950er Jahre befindet sich im Erdgeschoss eine Heimatstube – die Keimzelle für das heutige Museum, das sich über alle sechs Geschosse erstreckt.

Im Treppenhaus zeigen verschiedene Ansichten den Zustand des Hauses im 19. und 20. Jahrhundert. 

Stark einsturzgefährdet hat es die Stadt bis Mitte der 70er Jahre Stück für Stück von den inzwischen vier Eigentümern zurückgekauft und bald darauf generalsaniert. Schade, dass der „reiche Hans“ es heute nicht mehr sehen kann. Er wäre sicherlich stolz auf sein Haus und auch auf die Eppinger. 

Alle Abbildungen: © Stadt- und Fachwerkmuseum Eppingen