Station: [9] Art Déco und Neue Sachlichkeit
Kurz nach dem Krieg vollzieht sich dann ein Generationenwechsel unter den Bürgeler Keramikern: Otto Neumann übernimmt die Werkstatt seines Onkels, eines wichtigen Jugendstil-Produzenten. Carl Fischer, der ein Fachschulstudium in Bunzlau absolviert hat, übernimmt den Betrieb von Eberstein/ Hohenstein und gründet die „Bürgeler Kunstkeramischen Werkstätten Carl Fischer“.
Die Bürgeler Töpfereien behalten die von van de Velde etablierten Formen und Farben bis in die 1930er Jahre bei, ergänzen sie durch eigene Entwürfe und passen die Dekore dem sich wechselnden Zeitgeschmack an.
Oft sind für die gleiche Gefäßform mehrere Gestaltungsentwürfe vorhanden: mit den typischen von van de Velde eingeführten Laufglasuren – und mit einem späteren Dekor, das sich deutlich in Richtung Art Déco entwickelt.
Auch später sucht man die Zusammenarbeit mit renommierten Künstlern. Bei Carl Fischer entsteht Anfang der 20er Jahre das Teeservice in der radikalen Formensprache der Neuen Sachlichkeit. Der Entwurf stammt von Gustav Weidanz, Professor in der Keramischen Abteilung an der Hallenser Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Außerdem knüpft Fischer Kontakte zu den Bauhaus-Keramikern um Otto Lindig im nur 15 Kilometer entfernten Dornburg.