Station: [3] Steinzeug, Irdenware, Bunte Ware


Drei Produktkategorien sind für die Bürgeler Töpferkunst entscheidend: das Steinzeug, die Irdenware und die Bunte Ware. Doch worin unterscheiden sie sich?

Als Steinzeug bezeichnet man Tongefäße, die bei sehr hohen Temperaturen, bei ca. 1.300 Grad, gebrannt werden. Bei diesen Temperaturen sintert der Ton – seine Bestandteile verbinden sich – so dass das Gefäß nach dem Brand wasserdicht ist und keiner Glasur bedarf. Durch die hervorragende Qualität des örtlichen Tons konnte das Bürgeler Steinzeug besonders dünnwandig gedreht werden.

Das Bürgeler Steinzeug zeichnet sich außerdem durch eine besondere Gestaltung aus: Während des Brennprozesses wird eine Mischung aus zerstoßenem Kobaltglas, Kochsalz und Bleiglätte durch das Feuer hindurch in die Ofenkammer eingeworfen. Die Mischung schlägt sich auf den getroffenen Gefäßen nieder und bildet eine unregelmäßige, leuchtend blaue Glasurfläche…

… die sogenannte „Blaue Schürze“, das Markenzeichen des Bürgeler Steinzeugs.

„In den hiesigen unglasierte Gefäße, kann mann nicht allein Eßigsauer-Sachen meherer Stunden kochen, auch Eingemachtes mit Eßig Jahre lang auf bewahren, sondern auch alle Saltze auflösen, bearbeiten und mehrere Monathe darin stehen laßen, Schwefel-, Salpeter Saltz etc. Säuren darin auf bewahren, in Phosphor-Säure ein kochen, ohne daß die Gefäße eine mindeste leiden oder durchschlagen sollten.“

So schwärmt ein Apotheker im Jahr 1810 über die Bürgeler Produkte. Kein Wunder, dass Gärgefäß, Destillierkolben oder große Aufbewahrungsbehältnisse bis weit ins 19. Jahrhundert hinein aus Steinzeug gefertigt waren!

Die Irdenware, die zweite Produktkategorie, wird niedrigeren Temperaturen ausgesetzt. Der Scherben, also der gebrannte Ton, bleibt porös und muss in einem zweiten Arbeitsgang glasiert und somit wasserdicht gemacht werden. Lange Zeit herrschten Lehmglasuren mit ihrer Braunfärbung auf der Basis von Eisenoxid vor. Die Gefäße wurden in die Glasur getaucht oder mit ihr bemalt und nahmen eine im Brand bräunliche Färbung an. Doch im 19. Jahrhundert verbesserten sich sowohl das Wissen um chemische Prozesse als auch die zur Verfügung stehenden Rohstoffe….

… und die Bunte Ware entstand, mit ihren unterschiedlichen Verzierungen: in Bürgel vor allem Blümchen- und Punktdekore. Zum Auftragen der farbigen Muster werden so genannte „Malhörnchen“ benutzt. Sie sehen aus wie Öllämpchen mit einer Federkiel-Tülle.

Mit einem flüssigen, eingefärbten Ton, der sogenannten „Engobe“ gefüllt, können sie fast wie ein Füllfederhalter über das Tongefäß geführt werden. Nach dem Dekorieren muss das Gefäß noch mit transparenter Glasur überzogen und gebrannt werden, damit es wasserdicht wird. 

 

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Zitat nach: Bürgeler Keramik. Eine Darstellung der Geschichte des Bürgeler Töpferhandwerks anhand der Sammlung des Keramik-Museums, S. 22.