Station: [19] Kanalhaus
Das Kanalhaus ist unser kleinstes Museumshaus und eine Rarität – denn viele Museen zeigen nur die prächtigen Häuser. Das Kanalhaus hingegen ist Zeuge von einem Leben in Armut.
In der Mitte des 19. Jahrhundert gab es sehr viele dieser kleinen Wohnhäuser. In ihnen wohnten Menschen, die weder ein zünftiges Handwerk erlernen konnten, noch ausreichend landwirtschaftliche Fläche besaßen, um sich davon zu ernähren. Sie waren auf Lohnarbeit angewiesen, Tagelöhner also. Sie zogen zur Heuernte ins Allgäu und zur Hopfenernte in die Holledau. Manche spezialisierten sich aufs Kreuzlmachen, Strohblumen flechten oder eben – aufs Korbmachen.
Das Kanalhaus wurde um 1864 in Grillheim erbaut. Seinen Namen hat es vom Standort auf dem Kanaldamm, einem sieben Meter breiten Streifen zwischen dem Wassergraben und der Straße. Der Kanaldamm wurde vom Staat als billigstes Bauland abgegeben.
In diesem kleinen Haus wohnten in der Regel Familien mit mehreren Kindern. Einmal sogar mit einem Großvater, dem die linke Kammer zur alleinigen Nutzung vorbehalten war. Wie sich das Leben hier abspielte, ist uns nicht überliefert. Die Stube hatte wohl Tisch und Bank. Und einen kleinen Ofen. Für Schränke, Hausrat und Vorräte blieb wenig Platz. Geschlafen haben die Bewohner auf Strohsäcken unter dem Dach.
Eine originalgetreue Möblierung des Museumshauses war nicht möglich. Daher präsentieren wir das rechte Zimmer als „Fundstück“, als überliefertes Zeitzeugnis, mit all seinen Spuren und den alten Farbschichten, die noch darauf liegen. Im Flur haben wir den gemauerten Herd mit einem offenen Kamin rekonstruiert, um einen Eindruck der damaligen „Küche“ zu geben. Und in der linken Stube finden Sie Informationen zu den Bewohnern und den Korbmachern aus Grillheim.
Und nun …? Freuen Sie sich auf unsere Stippvisite bei den – Wisenten!