Station: [4] Firma A. Goldkuhle


Josef:

Hmm… also eigentlich sieht es in unserer Werkstatt anders aus. Der Raum ist derselbe, aber nicht so ruhig und aufgeräumt. Eigentlich ist es hier viel lauter und staubiger und überall arbeiten die Chefs und die Gesellen… und ich muss ständig zwischen ihnen herumrennen: „Josef, bring mal den Stechbeitel!“, „Josef, mach mal die Späne weg!“, „Josef, ich brauch mal nen Klüpfel!“ So geht das von morgens bis abends. Das ist nicht immer lustig, kann ich dir sagen… so herumgescheucht zu werden!

Jedenfalls, an so einer Hobelbank, da arbeiten die Erwachsenen, wenn sie flache Schnitzereien herstellen... so wie dieses Ornamentstück.

Hier kann man das Stück einspannen, an dem man gerade arbeitet. Darüber liegen die Stechbeitel und die Hobel bereit… außer, wenn irgendjemand sie weggenommen hat und ich sie dann suchen muss… Und rechts, das mit dem langen Knüppel zum Drehen, dem Schraubstock, das ist die Hinterzange. Und das gleiche Ding links, das ist die Vorderzange. Damit fixiert man die Werkstücke, damit sie nicht herumwackeln, und dann kann man sie ganz sorgfältig bearbeiten.

So arbeitet eigentlich jeder Tischler. Aber dass es bei uns in Wiedenbrück so viele Künstler gibt, die schöne Sachen für die Kirchen bauen, das liegt an dem Mann da oben, auf dem Gemälde. Den kennen alle hier. Das ist der Herr Goldkuhle senior, Franz Anton Goldkuhle. Mit dem ging alles los. Er hat vor über 50 Jahren einen Altar für unsere schöne Paterskirche gebaut. Und der hat den Kirchenbaumeistern so gut gefallen, dass sie ihm immer mehr Aufträge gegeben haben. Und der Herr Goldkuhle, der war Kunsttischler, so wie ich auch mal einer werden will und wie auch der Herr Diedrichs und Herr Knoche sind. Und der Herr Knoche, stell dir vor, der ist sogar noch akademischer Bildhauer, der hat das studiert!

Jedenfalls… für alles, was ein Kunsttischler vielleicht nicht so gut kann – also Gemälde malen oder vergolden oder die Figuren schnitzen – dafür hat der Herr Goldkuhle dann Spezialisten eingestellt. So konnte er die schönsten Altäre liefern, mit Bildern und Figuren und allem drum und dran.

Und weil er so erfolgreich war, haben sich andere Kunsthandwerker und Künstler gedacht: Menschenskind, in Wiedenbrück, da gibt es richtig gute Aufträge für alle möglichen Holzspezialisten, da kriegen wir Arbeit, da gehen wir auch hin! Und so sind immer mehr Handwerker und Künstler gekommen. Und dann haben die Kirchen gesagt: Menschenskind, hier in Wiedenbrück, da sind so viele gute Leute, die machen so schöne Altäre, dann geben wir unsere Aufträge für Kirchen immer wieder nach Wiedenbrück. Das ist ne sichere Sache. Ja, so hat das angefangen.

 

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum