Station: [112] Mauer des Franziskanerklosters Wiedenbrück
Josef:
Also, diese Mauer, das kann ich dir erklären, da weiß ich genau Bescheid. Die ist nämlich in meiner Zeit entstanden, gar nicht weit von meiner Arbeit entfernt, also von dem Atelier, wo ich meine Lehre mache.
Jedenfalls, diese Mauer, die ist entstanden… warte mal… das war… so ungefähr im Jahr 1909… oder 1910. Da haben die Franziskaner beschlossen, ihren Garten größer und schöner zu machen. Das Kloster liegt ja gleich dahinter, wenn du vorne an der Mönchstraße rechts um die Ecke biegst. Und jedenfalls, um ihren Garten zu vergrößern, haben sie Grundstücke angekauft, alle Grundstücke, die bis zu dieser Straßenkreuzung hier gingen. Auch ein Maler der Wiedenbrücker Schule hat dafür sein Grundstück verkauft. Und dahinter, also auf den Grundstücken, ist dann ein schöner, großer Garten entstanden. Und hier, an der Straße, wurde die Mauer gebaut, damit es im Garten immer schön ruhig ist.
Und diese Mauer, die sollte natürlich nicht nur eine blöde Mauer sein, sondern auch ein bisschen schön. Also wurde sie aus Backsteinen gemauert und hat schöne Muster und oben drauf auch eine Art Dach. Und der Herr Hartmann und der Herr Mormann, also zwei bekannte Bildhauer der Wiedenbrücker Schule, die haben die Reliefbildnisse gestaltet, also die Figuren da oben, unter den kleinen Dächern. Das sind Heilige oder Fürstbischöfe aus der Geschichte von Wiedenbrück… also Bischof Drogo, Balduin von Rüssel, Franz Wilhelm von Wartenberg…
Wie? Du weißt nicht, was die Wiedenbrücker Schule ist? Du kennst die Bischöfe nicht, die früher über Wiedenbrück geherrscht haben? Dann habe ich eine Idee: Hier, die Rietberger Straße hinunter, da ist doch das Künstlerhaus mit den vielen Figuren auf der Fassade. Und dahinter, da ist unsere Werkstatt… Quatsch, also das war früher… zu meiner Zeit. Heute ist da ein Museum, in dem du das alles entdecken kannst. Und den Fürstbischof Franz Wilhelm von Wartenberg, den lernst du dort sogar persönlich kennen! Ein etwas seltsamer Mensch, kann ich dir sagen…
Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum