Station: [105] Anton Mormann: Mariensäule an der Paterskirche


Josef:

Seid gegrüßt, Maria!

Maria:

Oh, hallo. Dich kenn ich doch, du bist doch der kleine Kunsttischler. Hast du heute frei?

Josef:

Ja, ich bin ein bisschen in der Stadt unterwegs und schaue mir all die Kunstwerke an, die man hier überall findet.

Maria:

Oh, da gibt es viel zu sehen hier in Rheda-Wiedenbrück. Nicht nur mich, sondern auch die Heiligen Aegidius und Franziskus, den betenden Landmann, den Gitarrenspieler, einen alten Kaiser und auch ein paar Kunstwerke… bei denen man gar nicht so richtig erkennen kann, was sie eigentlich darstellen. Aber gut… sie sind auch schön. Und darum geht es ja.

Josef:

Ja, schön sind sie irgendwie alle. Aber… manche sind doch ganz besonders. Ich kann mich noch erinnern, als Ihr aufgestellt wurdet – warte mal… 1899 war das. Mitten im Winter war es und kalt und trotzdem sind ganz viele Menschen zu Eurer Einweihung gekommen.

Maria:

Ja, das lag aber nicht nur an mir, sondern auch an den Franziskanern, vor deren Kirche ich ja stehe.

Josef:

Oh ja, die Franziskaner. Die mochten wir alle, wenn sie mit ihren braunen Gewändern in der Stadt waren oder hier in der Kirche. 376 Jahre waren Franziskaner hier, aber seit 2020 gibt es keinen mehr in Wiedenbrück. Dabei arbeiten wir in meiner Werkstatt,… also dem Museum… Ich komme ganz durcheinander mit meinem Leben und dem der Kinder heute! Also ich tischlere ganz oft für Kirchen, die Franziskaner auf der ganzen Welt gegründet haben. Darauf sind wir hier richtig stolz!

Maria:

Ja, genau, die Menschen mögen die Franziskaner sehr gerne. Und deswegen hat Georg Goldkuhle, einer der bekanntesten Maler der Stadt, alles Geld zusammengekratzt, um mich – also die Mariensäule – bezahlen zu können. Einer seiner Söhne war schließlich auch Franziskaner geworden.

Josef:

Und die Menschen sind auch gekommen, weil Ihr von Meister Anton Mormann geschaffen wurdet, der in Berlin studiert hat und hier ein großes Atelier unterhält. Viele seiner Werke kann man ja in unserer Werkstatt… also, was heute das Museum ist… da kann man die bewundern. Und Ihr – Ihr seid also eine echte Wiedenbrückerin.

Maria:

Nun ja, nun ja… eine echte Wiedenbrückerin?

Josef:

Na ja, von einem Wiedenbrücker Künstler geschaffen, von einem anderen Wiedenbrücker Künstler gestiftet, vor der Kirche der Wiedenbrücker Franziskaner und von hunderten Wiedenbrücker Menschen willkommen geheißen.

Das ist doch was!

Maria:

Ja, wenn du es so siehst!

Josef:

Ja, genau so sehe ich es!

 

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum