Station: [9] Lore/Kommando Tongrube


Neben dem Stichkanal sehen Sie eine Lore. In solchen Loren wurde der abgebaute Ton aus den Tongruben auf Schienen zum Klinkerwerk transportiert. Die ganze Fläche hinter der Lore, zwischen dem Klinkerwerk und dem SS-Lager, dort, wo Sie heute die Reste des Gefängnismauer sehen, war durchzogen mit Tongruben, aus denen der Ton abgebaut wurde. Die Feldbahngleise, die die Gruben verbanden, wurden von Häftlingen verlegt. Der in die Loren geschaufelte Ton musste bis hin zum Klinkerwerk geschoben werden.

Diese Tätigkeit zählte zu den Gefürchtetsten aufgrund der immensen körperlichen Anstrengung und dem völligen und nahezu ungeschützten Ausgesetztsein der Witterungsverhältnisse. Beim Arbeiten mit den Loren kam es häufig zu schweren Arbeitsunfällen, denn die Gleise waren nur laienhaft verlegt und die Loren sprangen oftmals aus den Schienen. Die Häftlinge mussten dann unter Prügel der SS den Ton wieder zurück in die Loren heben. Josef Händler, ein ehemaliger Häftling aus Österreich, der 1941 von Dachau nach Neuengamme kam, berichtete nach seiner Befreiung über die schwere Arbeit mit den Loren in der Tongrube:

„Dort ist ein Schienenstrang, wo die Loren gefahren sind. Die waren nicht fest verankert, sondern lose gelegt, weil man sie immer wieder verschieben musste, wenn eine Tongrube so weit war, dass sie nicht mehr ertragreich war, bis zur neuen Tongrube. Dann musste das immer wieder verlegt werden, und das bei zwölf solcher Gruben in der Reihe nebeneinander und in der Länge ebenso. Hier hat es die schwersten Unfälle regelmäßig gegeben. Wenn ’ne Lore rausgesprungen ist, dann waren garantiert zwei, drei SS-Leute da, mit dem Prügel oder dem Gewehrkolben und haben auf die vier Mann eingeschlagen. Die Häftlinge mussten unter dem Drang und unter Prügel versuchen, die schwere Lore jetzt wieder in die Gleise raufzuheben.“

Zwar sollten gegen Ende 1943 Dampflokomotiven für den Transport der Loren genutzt werden, jedoch konnten diese auf den provisorischen Schienen kaum fahren, weshalb weiterhin Häftlinge die schwere Arbeit nur allein durch ihre fast nicht mehr vorhandene Körperkraft erledigen mussten.

An der Rampe zum Klinkerwerk stehen weitere Loren. Wenn Sie zu der Rampe gehen, sehen Sie Schienen, die die Rampe hochführen. Wenn die motorbetriebene Seilwinde an der Rampe zum Klinkerwerk ausfiel, mussten die Häftlinge auch diese Arbeit übernehmen und die schweren Loren die Rampe hinaufschieben.

An der nächsten Station erfahren Sie mehr über das Klinkerwerk.