Station: [6] Häftlingsküche/Waltherwerke


Das Dach der ehemaligen Häftlingsküche zierte in Richtung des Appellplatzes der zynische Spruch:

„Es gibt nur einen Weg zur Freiheit!!! Seine Meilensteine heißen: Gehorsam, Fleiß, Ehrlichkeit, Ordnung, Sauberkeit, Nüchternheit, Wahrhaftigkeit, Opfersinn und die Liebe zum Vaterland!“

Die wenige Nahrung, die von der Häftlingsküche an die Häftlinge ausgegeben wurde, war oftmals von schlechter Qualität und kaum essbar. Um 5 Uhr morgens erhielten die Häftlinge eine braune, wässrige Flüssigkeit, deklariert als Kaffee, oder eine dünne Suppe. Zum Mittag gab es eine hauptsächlich aus Wasser bestehende Gemüsesuppe aus Steckrüben und mit ein bisschen Fett. Zum Abend, nach dem tagtäglichen Abendappell, gab es etwas Brot und ein wenig Margarine oder Käse. Angesichts der schweren körperlichen Arbeit, die die Häftlinge Tag für Tag verrichten mussten, waren die dürftigen Rationen nicht annähernd ausreichend. Zahlreiche Häftlinge starben durch den schnellen körperlichen Verfall oder standen an der Schwelle zum Tode.

Hinter der Häftlingsküche sehen Sie einen flachen Gebäudekomplex aus Klinkersteinen, die ehemaligen Waltherwerke. 1942 wurde allgemein von der Führungsriege der SS beschlossen, innerhalb der Konzentrationslager mehr auf die interne Rüstungsproduktion zu setzen. Im Jahr 1944 siedelte sich die Firma „Carl Walther GmbH“ aus dem thüringischen Zella-Mehlis in Neuengamme an. Hergestellt wurde hier in den letzten Jahren des Krieges, das Selbstladegewehr „G 43“. Zuvor wurde 1943 mit dem Bau der Gebäude begonnen. Im bis 1944 fertiggestellten Hauptgebäude arbeiteten zuerst nur 250 Häftlinge; ab Mitte 1944 schon 1000. Die Arbeit im Waltherwerk galt unter den Häftlingen als beliebt aufgrund des Schutzes vor Witterung und da es zur Ermöglichung einer reibungslosen Produktion, seltener zu Übergriffen von SS-Männern kam. Für viele Häftlinge, insbesondere ausländische, war diese Arbeit jedoch auch ein moralisches Dilemma, da sie Waffen für die Nationalsozialisten herstellen mussten.

Sie können nun zu den Waltherwerken gehen, in denen Sie eine Ausstellung zur Rüstungsproduktion finden. Oder in das große Steinhaus neben Ihnen, in der Sie die Hauptausstellung finden. Sie können auch dem Audioguide weiter folgen und zum SS-Lager gehen. Gehen Sie dazu links am großen Steinhaus vorbei, gehen das ganze Gebäude entlang und weiter geradeaus bis Sie auf dem Hof eines großen Gebäudes mit großen, weißen Türen stehen.