Station: [5] Arrestbunker


Hier stand das Lagergefängnis. Von den Häftlingen wurde das Gebäude auch Arrestbunker genannt. Der Arrestbunker bestand aus fünf sehr kleine Zellen und einem Flur, wie Sie auch am freigelegten Grundriss noch erkennen können. Im Arrestbunker wurden Lagerstrafen wie Dunkelhaft, Essensentzug und Prügelstrafen vollzogen. Es gab auch Nachtarrest, bei dem die Häftlinge nach der Arbeit zu 6-8 Personen in eine Zelle gesperrt wurden. Aufgrund der Enge konnten die Gefangenen nur stehen. Im Flur vor den Zellen wurden auch Hinrichtungen durchgeführt, vor allem in den Wochen vor Kriegsende. Insgesamt wurden hier ungefähr 2000 Menschen durch Erhängen und Erschießen umgebracht.

Im September 1940 wurde der Bunker umgebaut mit dem Ziel, dass hier Vergasungen stattfinden sollten. Dazu wurden Einwurfschächte ins Dach eingebaut und die Fenster und Türen wurden abgedichtet. Während der Vergasungen mussten alle KZ-Häftlinge auf dem Appellplatz antreten.

„An einem späten Nachmittag im September 1942 kam ein Transport von 197 sowjetischen Gefangenen aus dem Kriegsgefangenenlager in Fallingbostel nach Neuengamme. Man sagte, es handele sich hierbei um „Kommissare“. Alle Häftlinge waren auf dem Appellplatz zum Appell in Fünferreihen angetreten und mussten alles mitansehen […]“.

Hier erzählte der kommunistische Widerstandskämpfer Fritz Bringmann von seiner Erinnerung an die Zeit als Häftling im KZ Neuengamme. Er musste die Vergasung der sowjetischen Kriegsgefangenen auf dem Appellplatz miterleben. Den Kriegsgefangenen wurde gesagt, sie müssten wegen Seuchengefahr desinfiziert und gebadet werden. Dafür mussten sie sich auf dem Appellplatz nackt ausziehen und in den Bunker gehen, wo die Duschen angeblich sein sollten. Als sie bemerkten, dass dort keine Duschen waren, waren die Türen bereits verschlossen. Die Häftlinge auf dem Appellplatz mussten die Schreie aus dem Bunker mitanhören.

Allerdings lassen sich mit dem Arrestbunker auch positive Werte wie Solidarität, Mut und Selbstlosigkeit verbinden. Wir möchten Ihnen gerne eine weitere Geschichte von Fritz Bringmann erzählen. Fritz Bringmann wurde im KZ Neuengamme als Häftlings-Sanitäter eingesetzt. Im Januar 1942 erhielt er von einem SS-Mann den Befehl, sowjetische Kriegsgefangene mit Benzin-Injektionen zu töten. Bringmann verweigerte den Befehl, womit er ein hohes persönliches Risiko einging, denn Befehle zu verweigern wurde oft mit grausamen Strafen oder sogar mit dem Leben bezahlt. Als Dank für Fritz Bringmanns selbstloses Handeln schnitzten die sowjetischen Männer ihm ein Herz aus Holz. Im Herbst 1942 kam Bringmann vom Hauptlager Neuengamme in ein Außenlager des KZ Neuengamme nach Osnabrück. Dort schenkte er wiederum das Herz einem Jungen als Dank dafür, dass die Schulkinder den Häftlingen manchmal Lebensmittel gaben. Fritz Bringmann überlebte und gab fortan als Zeitzeuge seine Erfahrungen weiter. Bei einer Veranstaltung 50 Jahre später traf er einen Mann, der sich als dieser Junge zu erkennen gab. Er gab Bringmann die Schnitzerei zurück. Heute finden Sie das geschnitzte Herz in der Hauptausstellung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

Die nächste Station ist die Küchenbaracke. Hierfür gehen Sie bitte in Richtung Appellplatz. Die Küchenbaracke stand genau gegenüber dem Lagereingang am Ende der Lagerstraße, die über den Appellplatz führte. Spielen Sie dort bitte den nächsten Track ab.