Station: [2] Effektenkammer
Wir beginnen unseren Rundgang am Eingang in die Gedenkstätte. Wenn Sie sich von hier aus umschauen, sehen Sie zu beiden Seiten des großen Platzes zu Reihen angeordnete Steinhaufen. Dort standen früher Baracken, die unterschiedliche Funktionen hatten.
Die Häftlinge wurden bei Ihrer Ankunft im KZ Neuengamme oft durch Beschimpfungen, Schläge und anderen Schikanen von den Wachleuten im Lager begrüßt. Die amtliche Aufnahme ins Lager begann damit, dass die Häftlinge registriert und fotografiert wurden. In der Effektenkammer mussten die Häftlinge alle persönlichen Besitztümer abgeben, die sie bei ihrer Ankunft im Lager bei sich trugen.
Wenn sie nun nach rechts schauen, können sie den Standort der Effektenkammer sehen. Es ist die zweite Steinreihe von ihrem Standpunkt aus. Gehen Sie gerne dort hin.
Nachdem die Häftlinge alle persönlichen Gegenstände abgegeben hatten, wurden sie geduscht, wurden desinfiziert und am ganzen Körper rasiert. Anschließend wurde die Häftlingskleidung ausgeteilt, an der die Häftlinge ein Stück Stoff mit ihrer Häftlingsnummer und einen sogenannten Winkel anbringen mussten. Die Winkel kennzeichneten die Häftlingskategorie, in die die Wachleute die Häftlinge einteilten. Zusätzlich trugen sie eine Blechmarke um den Hals, in der ihre Häftlingsnummer eingestanzt war. Diese Nummer ersetzte von nun an ihre Identität.
Der französische ehemalige Häftling Louis Martin-Chauffier sagte über seine Aufnahme ins KZ Neuengamme:
„Die Unternehmung der Unmenschlichmachung begann. Nackt, bald in der Hocke, bald auf dem Rücken, die Beine in der Luft, in Stellungen, die so erniedrigend wie möglich waren, scherte man uns den Kopf, Gesicht und Körper vollständig. In Lumpen, die Füße mit Lappen, die die Füße nicht hielten – wenn wir einen in der Reihe verloren, und das passierte ständig, strafte ein Schlag den Anstifter der Unordnung. Wir sahen aus wie die schlimmsten Bettler. Und der, der inmitten von Bettlern lebt, nimmt dessen Aussehen an, seine Seele, er gibt sich auf und wird zum Strandgut in einer neuen Welt ohne Würde, ohne Hoffnung, und endet mit ehrlosem Tod.“
In den ersten Tagen nach ihrer Ankunft wurden die Häftlinge von der politischen Abteilung verhört, häufig unter Misshandlungen. Nach den Verhören wurden die Häftlinge einem Arbeitskommando zugeteilt und der ungewisse und harte Lageralltag begann.
Gehen Sie nun auf die Mitte des großen Platzes direkt vor Ihnen. Das ist der ehemalige Appellplatz.