Station: [2] Zumbusch: internationale Kontakte


Graf Kaunitz war kein Westfale, sondern Österreicher. Als Staatskanzler unter Maria Theresia prägte er in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die habsburgische Politik. Als etwa 100 Jahre nach Maria Theresias Tod die Stadt Wien ein monumentales Denkmal für die große Regentin in Auftrag gab, durfte auch ihr Berater Kaunitz nicht fehlen: Er steht, in selbstbewusster Pose, eine Papierrolle in der Hand, zu ihren Füßen. Sie sehen ihn jetzt auf Ihrem Bildschirm:

Geschaffen hat dieses riesige Denkmal an der Wiener Ringstraße allerdings ein Westfale: Caspar Ritter von Zumbusch, 1830 im benachbarten Herzebrock geboren, hatte in München und Wien eine steile Karriere begonnen und den Alleinauftrag für das Maria-Theresia-Denkmal bekommen. Seine alte Mutter war ihm nicht nach Wien gefolgt, sondern im heimatlichen Westfalen geblieben und hatte ihren Lebensabend bei ihrer Nichte Antonia Brüggemann in Wiedenbrück verbracht. Nach dem Tod der Mutter schenkte von Zumbusch der Cousine das Modell des Grafen Kaunitz – und die Cousine übergab es der Stadt.

Auf Caspar von Zumbusch geht übrigens auch das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in der Porta Westfalica zurück. Zumbusch hielt Zeit seines Lebens engen Kontakt mit seiner westfälischen Heimat und lud auch einige Wiedenbrücker Künstler zur akademischen Ausbildung nach Wien ein. Umgekehrt schickte er Wiener Schüler und Studenten nach Wiedenbrück. In den hiesigen Werkstätten sollten sie das Handwerk von der Pike auf erlernen – denn die Qualität der Wiedenbrücker Schnitzereien setzte überregionale Standards.

Zumbuschs Entsendungen zeugen von der großen Achtung, die die Wiedenbrücker Erzeugnisse auch auf internationaler Ebene besaßen. Ihre historistischen Kirchenausstattungen hatten den Nerv der Zeit getroffen. Der Historismus war die Zeit der künstlerischen Rückbesinnung auf frühere Epochen: die Romanik, die Gotik und den Barock.

In Deutschland boomte der Kirchenbau. Die Vollendung des Kölner Doms wurde zu einer nationalen Aufgabe stilisiert. Bevölkerungswachstum und neue gesellschaftliche Kräfteverhältnisse machten den Neubau einer Vielzahl von Kirchen notwendig.

Alle Abbildungen: Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum