Station: [118] Hubert Hartmann: St. Aegidiusbrunnen


Vertraut schmiegt sich die Hirschkuh an die Beine des Heiligen Aegidius. Die christliche Legende erzählt, dass Aegidius, in Athen geboren und nach Südfrankreich gereist, der Welt entsagte und als Eremit in einem Dornenwald sein Dasein fristete. Eine Hirschkuh nährte ihn mit ihrer Milch und bewahrte ihn so vor dem Verhungern. Als bei einem Jagdvergnügen des Königs Aegidius versehentlich verletzt wird, gelobt der König, dem demütigen Heiligen eine Kirche und ein Kloster zu erbauen und macht ihn zu deren Abt.

Der Legende folgend, stellt Hubert Hartmann den Stadtheiligen Wiedenbrücks mit der zahmen Hirschkuh, einem Buch und dem Hirten- bzw. Abtstab dar. Der Brunnen entstand 1985 anlässlich des 1200. Jubiläum der Gründung der Pfarrei Sankt-Aegidius in Wiedenbrück.

Auf seinem achteckigen Becken erzählen vier Relieftafeln das Leben des Heiligen und die wichtigsten Stationen der Pfarrei.

Die erste Tafel zeigt den Auszug des Heiligen aus seiner kleinen, im Wald versteckten Behausung in die ihm zu Ehren erbaute Kirche in Saint-Gilles südlich der französischen Stadt Nîmes.

Dann beginnt die Geschichte der Pfarrei Wiedenbrück. Im Jahr 785 ziehen Kreuzritter aus dem Dom zu Osnabrück in Richtung Wiedenbrück, das bereits als große Stadt mit Kirchenbauten dargestellt ist. Wiedenbrück gehörte bis 1823 zum Bistum Osnabrück.

Seitdem, seit 1823, ist Wiedenbrück ein Teil des Bistums Paderborn. Die entsprechende Reliefplatte zeigt den Bischof und Patron von Paderborn, den Heiligen Liborius, leicht erkennbar an seinem Attributstier: dem Pfau.

Die vierte Platte beendet die Geschichte mit einem eindrucksvollen Panorama der wichtigsten Bauten von Wiedenbrück: Links die Sankt-Aegidius-Kirche mit dem Rathaus davor, dahinter das Amtshaus auf dem Reckenberg, einige charakteristische Fachwerkhäuser und schließlich die Franziskanerkirche mit dem Patersbogen, der über die Mönchstraße führt.

1.200 Jahre Stadtgeschichte in vier Bildern! Wenn Sie mehr über die Legende des Heiligen Aegidius hören wollen: Seine Vita in der mittelalterlichen Legenda Aurea können Sie hören, wenn Sie die Nummer 121 punkt 1 wählen.

Mehr zu dem Künstler Hubert Hartmann und der Wiedenbrücker Stadtgeschichte erfahren Sie im Stadt- und Kunstmuseum Rheda-Wiedenbrück.

Abbildung 1-4: Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum
Abbildung 5: Christiane Hoffmann, © Wiedenbrücker Schule Museum